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Folge Deinem fernweh.

Fernweh, welch absurder Begriff. Wie kann einen etwas schmerzen, das fern ist? Und dennoch nicht wirklich absurder als Heimweh. Und dazwischen das wunderbare Reisefieber, dass uns immer wieder mal unsere Koffer packen und "bis bald!" sagen lässt. Dieses Ziehen in der Brust, diese Sehnsucht nach der Weite, dem Fremden. Was genau ist es, dass wir ihm nachgeben und in fremde Länder, fremde Welten reisen, von denen wir zum Teil noch gar nicht wissen, ob wir uns in ihnen wohlfühlen werden?

Es ist der Schritt aus der eigenen Komfortzone, der uns lockt. Denn wenn diese uns auch behütet und behagt, wachsen und uns entwickeln tun wir ausserhalb. Die Reibung an den eigenen Grenzen bringt uns zu Erkenntnissen, die wir Zuhause in den eigenen vier Wänden nicht erlangen könnten. Die Tapeten, die man ab und zu wechseln sollte, stehen für den Alltag, in dem wir uns bewegen. Die Bequemlichkeit der Monotonie, auf die wir ungern verzichten und die uns doch auf längere Zeit nicht gut tut. Weil wir entdecken wollen. Wir wollen unseren Geist und unsere Seele füttern mit dem Wissen um das Unbekannte, das noch Unentdeckte. Rausgehen und sehen. Rausgehen und fühlen. Rausgehen und mutig das Leben erkunden. Mit Menschen in Kontakt kommen, denen man in Cafè ums Eck niemals begegnen würde. Dinge essen, von denen man nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Die Geschmacksexplosion, die wir erleben, wenn wir zum ersten Mal ein exotisches Dessert essen, bliebe uns Zuhause verwehrt.

Wann immer wie beherzt und mutig in eine fremde Welt eintauchen, werden wir dafür aufs Intensivste belohnt. Die Glücksforschung weiss, dass Erlebnisse im Herzen verhaftet bleiben, wo es eine Designerhandtasche niemals hinschaffen wird. Wenn man mit alten Menschen spricht, so staunt man, wie detailgetreu diese von Ausflügen erzählen können, von einem Au-pair-Aufenthalt oder einer Schulreise in jungen Jahren. Wann immer wir etwas tun, was wir niemals vorher getan haben, prägt es sich tief in unsere Erinnerungen ein. Innere Bilder bleiben farbig und Konturen scharf, wo Abzüge längst verblichen und vergilbt sind.

Wenn Schlendern zum Massstab wird, haben Hektik und Stress keinen Platz. Wo wir uns dem Himmel entgegenstrecken, folgen wir unserem eigenem Weg zum Lebensglück. Es ist ein Weg, den wir gehen müssen. Eine Entscheidung, die wir Tag für Tag treffen. Entgegen dem Stillstand und dem innerlichen Verharren. Entgegen der Gleichförmigkeit der herannahenden Zeit. Oder wie mein lieber Freund Udo Jürgens zu singen pflegte: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. In diesem Sinne: Folge Deinem Fernweh!

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