Grüezi frau freitag, halten sie zürich für ein gutes pflaster für eine philosophische praxis? frage nicht den arzt oder apotheker, frag deinen philosophen ? wolfgang lust
Lieber Herr Lust
Welch schöne Frage, die Sie mir da über Jeroen van Rooijens NZZ Blog zukommen lassen, danke! Und Sie werden sich freuen, meine Antwort wird Ihnen gefallen.
Ich kann ja nicht beurteilen, inwieweit Sie meinen Arzt oder meinen Apotheker ersetzen würden, weil ich nicht abschätzen kann, ob unser philosophisches Gespräch meine Empfängnisverhütung regeln, beziehungsweise meinen Ferritin-Wert ansteigen lassen würde. Daher würde ich für solch profane Themen weiterhin die Krankenkassen-anerkannten Institutionen wählen.
ABER ich bin durchaus der Meinung, dass jeder und jede ab und an ein Gespräch mit einem sympathischen Philosophen führen sollte. Ich persönlich habe deren zwei, mit denen ich in Kontakt stehe. Der eine ist älteren Semesters und aus gesundheitlichen Gründen an seine Wohnung gefesselt; mit ihm führe ich seit knapp zehn Jahren einen Briefkontakt, der mittlerweile ganze Ordner füllt. Der andere ist in meinem Alter und besitzt eine aussergewöhnliche Art und Weise die Welt zu sehn und versteht es, seine Gedanken darüber in ausgewählte, treffende Worte zu fassen. Diese beiden bereichern meine Sicht auf die Dinge massgeblich. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie der immer leicht gehetzte Apotheker an der Wengistrasse hinter dem Tresen ins Schwitzen geriete, wenn ich mit meiner langen Liste der Fragen ans Leben vor ihm stünde.
Was ich sagen will, Herr Lust: Zürich hat die höchste Dichte an Finanzinstituten, nicht zufällig darum auch die höchste Dichte an Psychologen. Eine philosophische Praxis, die noch dazu den Namen 'Lust' trägt, kann daher nur erfolgreich sein. Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn der Eröffnungsapero stattfindet; für mich bitte Prosecco, ich mag Champagner nicht so gern.
Herzlich, Kafi