Guten Abend Frau Freitag. Unser Haushalt trennt sich leider. Mein Sohn und ich sind wirklich allerliebst und gut gelungen. Was nicht eigentliches Thema ist, aber einfach so einmal gesagt werden muss. Nun suche ich ein neues Heim. Aus Budgetgründen und dezenten Wohnvorstellungen entwickelt sich die Suche etwas schleppend. Mir kam daher der Gedanke, dass ich sicher nicht die einzige bin und daher eine WG mit Kind und halbem Elternteil eine mögliche Lösung wär. Habe überhaupt keine WG-Erfahrung und wie ich zu entsprechenden Gleichgesinnten gelange. Sie? Danke für Rat und herzliche Grüsse. Andrea, 38
Liebe Andrea
Zuerst einmal muss ich Ihnen sagen, dass ich Ihre Beschreibung, dass Sie beide allerliebst und gut gelungen sind, allerliebst und höchst gelungen finde! Und es ist absolut richtig, dass man das von Zeit zu Zeit klar und deutlich ausspricht, auch wenn es nicht das eigentliche Thema ist.
Was die Idee mit der WG betrifft, so gibt es ein paar Dafür und ein paar Dawider, die ich Ihnen gern kurz aufzeigen möchte, bevor Sie weiter suchen. Was offensichtlich für eine Wohngemeinschaft spricht, ist dass man nicht alleine eine Wohnung finanzieren muss, sondern sich die Miete und den Raum mit anderen Leuten teilt. Und man ist selten allein.
Was dagegen spricht, ist: man weiss meistens nicht im voraus, wie man miteinander auskommt. Und man ist selten allein. Aber das ist alles langläufig bekannt, das muss ich eigentlich gar nicht erwähnen. Was Sie aber möglicherweise nicht bedenken, ist die Tatsache, dass die andere Wohnpartei vielleicht eine andere Regelung hat, was die Betreuungszeit des Kindes angeht und Sie dann unter Umständen keine gemeinsame Zeit mit beiden/allen Kindern haben. Das klingt im ersten Moment vielleicht nicht so dramatisch, aber ich weiss aus eigener Erfahrung, dass es gerade in der ersten Zeit nach der Trennung nicht ganz so einfach ist, ein "fremdes" Kind um sich herum zu haben, während das eigene bei seinem Papa ist. Und dann hat man auch nie wirklich eine kinderfreie Zeit und muss auf das andere Kind Rücksicht nehmen und kann Abends keine Partys schmeissen, weil es nebenan schläft. Vielleicht ist Ihnen im Moment gar nicht so nach Party zumute und das könnte ich auch nur zu gut verstehen. Aber es ist wirklich immens wichtig, dass man sich in der Zeit, in der das Kind beim Vater ist, mit anderen Inhalten auseinandersetzt. Andernfalls kann es Ihnen so ergehen wie einer Bekannten, die auch nach vier Jahren Trennung noch immer Krisen schiebt und nichts mit sich anzufangen weiss, wenn ihr Sohn zwei Tage bei seinem Vater verbringt. Und dann ist da auch noch die Sache mit der Erziehung... Prüfen Sie das neue WG-Gschpändli betreffend der Werte in der Kindererziehung auf Herz und Nieren. Sonst müssen Sie schon bald wieder eine neue Bleibe suchen, und ein bisschen Stabilität würde Euch beiden im Moment bestimmt nichts schaden.
Wenn Sie diese Punkte abklären und berücksichtigen, dann steht dem WG-Glück eigentlich nicht viel im Wege. Vorausgesetzt dass Sie in der Schweiz oder aber in Wien, Hamburg oder Berlin Zuhause sind, würde ich mal ein Inserat auf Ron Orp stellen. Da findet man vom Mercedes Cabrio bis zum verlorenen Liebesglück so ziemlich alles und es wird von vielen Menschen gelesen. Falls Sie ein Facebook-Account haben, dann bitten Sie Ihre virtuellen Freunde um Hilfe beim Suchen. Schreiben Sie das mit dem 'allerliebst und gut gelungen' unbedingt rein! Wenn es mein Herz geknackt hat, dann sollte es bei den anderen doch eigentlich auch klappen!
Viel Glück beim Suchen und alles Gute für die Zukunft! Ihre Kafi.
P.S. Wer weitere gute Ideen, oder ein konkretes Angebot für Andrea hat, darf das gerne als Kommentar hinterlassen. Und falls es diskreter sein soll, kann man mir eine Email schreiben, ich werde den Kontakt gerne weiterleiten. kafi@fragfraufreitag.ch