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Hallo Frau Freitag. Vielen Dank für deine erfrischenden Antworten. Ich freue mich immer wieder diese zu lesen. Mein Götti-Kind feiert nächstes Jahr Erstkommunion. Nicht das ich ein Fan von "Geld schenken" bin, aber vermutlich wird es auf das hinauslaufen. Nun wollte ich die Eltern meines Götti-Kindes unverbindlich fragen, was den so betragsmässig für die Erstkommunion üblich ist, da ich ehrlich gesagt keine Ahnung habe. Meine Frau ist der Meinung, dass sei ein absolutes No-Go. Florian, 36

Lieber Florian
Mit 5000 Franken liegen Sie nie falsch. Da ist ein Betrag, mit dem sich das Kind auch was Richtiges kaufen kann, nicht nur so billigen China Schrott, der dann nach ein paar Wochen kaputt im Garten liegt und verwittert. Zu unserer Zeit wäre das noch ein Vermögen gewesen, ich weiss. Aber heute kostet ja schon ein gutes Handy fast 1000 Stutz und eine Lederhülle braucht man ja dann auch dazu und ein Flatrate-Abo mit Highspeed und so. Läppert sich, das werden Sie auch einsehen. 

Nein ernsthaft Florian. Da bin ich wirklich anderer Meinung als Ihre Frau. Im Gegenteil. Das kann ein normaler Mensch, der nicht gerade selber ein Kind im Kommunionsalter hatte auch nicht wissen. Ich hätte im Fall auch keine Ahnung. Und würde es genau so handhaben, wie Sie es tun wollen: Ganz einfach nachfragen. Denn ein zu hoher Betrag ist mindestens gleich unpassend wie ein zu tiefer. 

Mich wundert es, wie verklemmt man diesbezüglich immer noch ist. Kaum geht es um Geld, hat man einen Stock im Arsch in der Grösse einer präsidialen Fahnenstange. Wenn Sie ein Sachgeschenk machen würden, dann wäre Nachfragen ja auch ok. Warum ist es dann ein No-Go, sobald es Kohle ist? 

Und jetzt habe ich aber noch eine andere Frage. Warum schenken Sie Geld, wenn Sie kein Fan davon sind? Zu meiner Zeit gab es die grosse Diskussion, dass es Scheisse ist, katholisch zu sein, weil man dann statt der Konfirmation die Erstkommunion und Firmung hat und man zu beidem noch keine monetären Geschenke bekommen hat, weil man bei beidem noch zu klein dafür war. (Ich Dubbel bin dann trotzdem vom reformierten Glauben zum katholischen konvertiert, als ich 9 war ...) Das wird sich in der Zwischenzeit auch etwas geändert haben, aber dennoch reden wir hier doch von einem etwa 9 Jahre alten Kind! Es ist allein Ihre Entscheidung, ob Sie da ein Couvert mit Nötli übergeben wollen, oder ein schönes Geschenk. Ein Kind von knapp 10 Jahren ist in der Regel noch nicht ganz so kapitalistisch eingestellt, wie man es mit 16 bereits ist. Und selbst wenn das Göttikind im "geldorientierten Alter" von 16 ist liegt die Entscheidung dazu ganz allein bei Ihnen. 

Aber auch das ist eine Frage, die ich mit dem Kind oder den Eltern direkt klären würde. Vielleicht gäbe es ja auch die Möglichkeit von einem gemeinsamen Erlebnis. Einen Tag Europapark mit dem Götti fände ich als Goof viel viel geiler, als Geld auf dem Konto. 

Mit herzlichem Gruss, Ihre Kafi

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