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Hallo Kafi. Danke für Deine vielen Antworten. Heute brauche ich eine auf die Frage: warum können Freundinnen nicht mehr Freundinnen sein, wenn die eine von beiden ein Kind bekommt? Lieben Gruss, Lea, 32

Liebe Lea

Vielen Dank für Ihre kurze und eindrückliche Frage. Eindrücklich darum, weil sie nicht fragt, OB Freundinnen befreundet bleiben können, sondern WARUM NICHT. Sie setzen also voraus, dass es NICHT geht und wüssten gern, warum dem so ist.

Wenn zwei Frauen eine enge Freundschaft pflegen, dann passt oft kein Haar mehr dazwischen. Ob dies nun das dunkel gekrauste Haar eines aufregenden Latin Lovers ist, oder der feine Flaum eines kaum behaarten Babys, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Die Aufmerksamkeit richtet sich plötzlich auf ein drittes Objekt, was das vernachlässigte Zweite wenig goutiert. Schon daran können Freundschaften zerbrechen. Speziell dann, wenn sich auf dem Laken der hintangestellten Freundin so gar nichts tut, während das der andern stetig durchscheinender wird. Nun ist es aber so, dass das weibliche Interesse am Manne mit der Zeit etwas schwindet oder dieser wieder gänzlich von der Bildfläche verschwindet und der Freundin in der zweiten Reihe wieder etwas Platz einräumt. Oder aber er bleibt und macht Probleme, die dann abendfüllend mit der Freundin besprochen werden müssen. Wie auch immer es verläuft, die vorausschauende Freundin weiss, dass sie früher oder später wieder zum Zuge kommen wird. Meistens.

Geht es aber um ein Kind, dann sieht sie Sache ganz anders aus.

Weil das Kind

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. für sehr lange bleibt (sofern es nicht frühzeitig in Richtung Internats-Karriere hinarbeitet).
  2. im Gegensatz zu einem Mann die göttliche Gabe hat, die Aufmerksamkeit der Frau länger als ein halbes Jahr zu gewinnen.
  3. Probleme macht, die selbst in abendfüllenden Gesprächen mit der besten Freundin nicht zu lösen sind.

 

Und überdies gibt es zwar wenig, was man einer besten Freundin nicht erklären kann, aber ein Kind gehört eindeutig dazu. Wer selber keines hat, wird es schwer nachvollziehen können, was es bedeutet, auf einmal 24/7 für einen anderen Menschen sorgen zu müssen, der vollkommen abhängig von einem ist. Es ist schwierig zu verstehen, wie es sein kann, dass die ehemalige Partymaus zur Glucke mutiert und dass das Spektrum an Themen über Nacht auf einen U-1 Menschen und dessen Sorgen schrumpft. Wo früher über Männer und durchdachte Schlachtpläne, wie diese zu gewinnen/auszuhalten/loszuwerden sind, diskutiert wurde, spricht die junge Mutter auf einmal nur noch über Still- und Verdauungsprobleme und ist schon nachmittags um vier zu müde, sich auf einen Kaffee zu treffen. Wo man einst eine unkomplizierte Komplizin an seiner Seite wusste, steht plötzlich eine überforderte Mutter mit Kind und Kinderwagen und einer Wickeltasche, mit welcher MacGyver ein Flüchtlingslager in Somalia bauen könnte. Da verschwindet die ehemals unabhängige Seelengefährtin für ein paar Tage im Geburtshaus (das dafür und dawider der sanften, natürlichen Geburt wurde davor natürlich wochenlang analysiert und diese in Abendkursen eingeübt) und zurück kommt eine beinahe unbekannte Person, die sich aufführt, als wäre sie mit ihrem Kind zusammen gewachsen, wie man es von Siamesischen Zwillingen kennt.

Dass das für eine Freundin schwer zu verstehen ist, ist einfach zu verstehen. Ebenso, dass sich die Wege darum oft für eine Zeit lang trennen. Ob diese sich irgendwann wieder kreuzen, hängt davon ab, ob man nach dieser Pause wieder gemeinsame Themen findet. Die meisten Mütter entwickeln sich nach einer gewissen Zeit wieder zu erträglichen Menschen zurück und freuen sich, wenn die geliebte Freundin dann noch da ist und all das Versäumte berichtet. Und nicht selten war das die Pille und demzufolge ein kleines blaues Kreuz, dass sich nach der Romanze mit dem süssen Franzosen auf dem Schwangerschaftstest der Freundin gezeigt hat...

Recht herzlich, Ihre Kafi.

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