Liebe Frau Freitag. Zum Thema Gürtellinie: Im Rahmen einer aktuellen politischen Diskussion stelle ich ernüchtert fest, dass es rasch von Sachlichkeit zu persönlichen Angriffen rüberschwappt. Was hat es mit dieser Linie um den Bauchraum auf sich, warum scheint sie bei den einen vorhanden zu sein und bei den anderen nicht? Und was bringt sie zum Sinken? Danke und Gruss. Sonja, 38
Liebe Sonja
Ich teile Ihre Beobachtung und staune auch immer wieder, wie schnell heute auf Mann gespielt wird, anstatt sachlich argumentiert. Sobald man ein Thema auf eine einfache Formel reduziert und diese dann zur alleinseligmachenden Religion erklärt, gibt der Inhalt nicht mehr viel her. Man hält es dann vermutlich auch nicht mehr für nötig, mit pragmatischen Argumenten zu überzeugen, die eigene Ideologie ist ja eh richtig, weil sie einer simplen Idee entgegen kommt.
Da bleibt einem eingefleischten Ideologen dann oft nicht viel Anderes übrig, als den Autor einer anderen Denkweise als unglaubwürdig darzustellen, um damit auch dessen Überzeugung und Meinung als unglaubwürdig zu diskreditieren. Dies ist auf rationaler Ebene natürlich schwierig, weil sich dort in der Regel zwar unterschiedliche, aber doch immerhin sachliche Argumente gegenüber stehen.
Ein persönlicher Angriff unter der Gürtellinie dagegen ist viel anspruchsloser und kann auch von einer Person ausgeübt werden, die im Argumentieren nicht ganz so stark ist. Wie dem auch sei, liebe Sonja. Lassen Sie uns beide das Hüftgold pflegen in der Hoffnung, dass uns der Gürtel niemals so weit rutschen möge, wie er es bei vielen anderen leider tut.
Ganz herzlich, Ihre Kafi.