Liebe Frau Freitag. Vor einigen Tagen habe ich mein FB-Konto deaktiviert– und das (wohlgemerkt!) – nicht im Windschatten einer organisierten Gruppen Wie Sie sich sicher denken können, bin ich auch ein Mensch, der FB-Sendepause! Sommerpause sozusagen. Nun, meine Erfahrungen sind bis jetzt folgende: Für die einen scheint es nun zu mühsam zu sein, sich auf ihrem hundskommunen Mailaccount einzuloggen um überhaupt mit mir zu kommunizieren. Es scheint also, dass Kommunikation ausserhalb von FB für einige zu mühsam ist. Andererseits kriegte ich nun just vorgestern von einer Person traditionelle Postkarten zugeschickt (A-Post Frau Freitag, A-Post!!!) Nun frage ich mich, ob wir die Kommunikation zwischen uns überhaupt noch zu schätzen wissen. Jene, die über einen sauglatten Kommentar von 3 – 10 Wörtern hinausgeht, der nach 1 Tag eh wieder vergessen geht. Jene die halt ein bisschen Aufwand bedingt und umständlich ist (Karte kaufen, dann noch einen Briefkasten suchen…mein Gott!). Wieviel Wert ist uns also authentische und du-bezogene Kommunikation in der heutigen Zeit? Leni, 41
Liebe Leni
Das ist eine sehr gute Frage, danke dafür! Wie Sie sich sicher denken können, bin ich auch ein Mensch, der sich über Kommunikationsformen und deren Wandel Gedanken macht. Und auch ich habe meine Theorien diesbezüglich.
Ich wurde gross in einer Zeit, in der keine Handys, keine SMS und keine Emails existierten. Es gab Telefone, die mit der Wand verschmolzen schienen und das gekringelte Kabel gab den Bewegungsradius vor. Es gab Briefe und Postkarten und ich weiss noch, dass ich während der Lehre mittags immer die 6 km nach Hause radelte, um den Briefkasten zu leeren. Wenn man mit jemandem in der Ferne Kontakt halten wollte, so musste man zu Papier und Schreiber greifen und sich auf Antwort gedulden. Heute ist alles viel einfacher und unverzüglicher geworden. Und trotzdem.
Vorletzte Woche habe ich ein feines Essen gegeben, zu dem ich ein paar Menschen per SMS eingeladen habe. (Ich hasse es, zu telefonieren und kommuniziere darum vor allem in schriftlicher Kurzform, wenn es darum geht, einen Termin zu vereinbaren.) Alle haben zugesagt, auch per SMS. Einige haben dazu geschrieben, wie sehr sie sich über die Einladung und auf den gemeinsamen Abend freuen, andere haben ausschliesslich bestätigt. Die meisten kamen pünktlich. Ein Paar kam mit 2-stündiger Verspätung und blieb dafür 2 Stunden länger als alle andern, die gegen Mitternacht gingen. ("Wir sind ja erst gerade gekommen...") Irgendwann musste ich recht deutlich werden, damit die beiden gingen und auch ich zu Bett gehen konnte. Tags darauf erhielt ich ein paar sehr liebenswerte Dankesworte per SMS. Eine Person bedankte sich mit einer Postkarte für den Abend und die lustige Gesellschaft. Von den beiden Verspäteten hörte ich nichts, bis auf eine SMS mit der Frage, welches Hotelzimmer man zu wählen habe, wenn man in meinem Lieblingshotel einchecken will.
Was ich damit sagen möchte, liebe Leni. Kommunikation ist keine Frage des Mediums oder der Mittel, sondern eine Frage des Stils. Und dieser scheint, je länger je mehr, abhanden zu kommen. Ich bekomme viele sehr berührende Zuschriften per Email oder auf FB und ich kann diese gleich hoch werten, wie wenn sie auf einer Postkarte stehen würden. Ausbleibende Worte schmerzen hingegen immer. Ganz unabhängig vom Kanal, auf welchem sie einen erreichen könnten.
Mit getippten Grüssen, Ihre Kafi.