Liebe Frau Freitag, ganz zufällig bin ich auf Ihre Seite gestossen und finde die Idee des Fragen beantwortens irrsinnig toll! Ich hätte da nämlich eine ... Schon als kleines Kind war ich nicht in der Lage, Sackgeld auf die Seite zu legen. Während meine Schwester ihr Kässeli mehr und mehr gefüllt hat, brannte mich jede einzelne Münze in den Fingern und das Geld musste ausgegeben werden. Das zog sich weiter durch mein ganzes Leben und endete irgendwann in Schulden von 5stelliger Höhe. Vier Jahre brauchte ich, um mich aus dieser Misere zu kämpfen und ja, ich hatte es geschafft. Es ist peinlich, mir nun eingestehen zu müssen, dass ich bereits wieder kurz vor der Verschuldung stehe. Und ich möchte nicht so weitermachen! Ich habe den Umgang mit Geld nie gelernt, bin nicht in der Lage mir ein Budget zu erstellen und schon gar nicht in der Lage, mich dann auch daran zu halten. Haben Sie einen guten Rat wie / wo ich den Umgang mit Geld am besten erlerne, mit welchem System Leute wie ich am besten arbeiten sollten, wo ich mir allenfalls Unterstützung suchen könnte? Ich bin es leid an gewissen Aktivitäten nicht teilnehmen zu können, weil ich vorher auf zu grossem Fuss gelebt habe. Ich will endlich Herr (oder Frau) meiner Finanzen werden! Lieben Dank für eine allfällige Antwort - ich bin gespannt. Jana, 33
Liebe Jana
Ganz zufällig kann ich Ihnen sehr gut nachfühlen. Auch ich bin eine der wenigen Menschen, die sich noch ums Wohlergehen der Schweizer Wirtschaft kümmert und dafür schaut, dass das Geld in den Markt zurückfliesst, anstatt auf einem himmeltraurig verzinsten Sparkonto einer Grossbank zu verkümmern. So habe auch ich es geschafft, mich in jungen Jahren anständig zu verschulden und auch ich habe dafür ein paar Jahre büssen müssen. Das ist glücklicherweise schon ein Weilchen her und ich möchte es nicht noch einmal erleben und Sie auch nicht und es ist sehr löblich, dass Sie die Handbremse ziehen, bevor es wieder passiert.
Als erstes würde ich Ihnen einen Termin bei der Schuldenberatung empfehlen. Dort wird man Sie zünftig ins Gebet nehmen und mit Ihnen zusammen ein Budget erstellen, was Ihren Verhältnissen entspricht. Daran halten müssen Sie sich aber dann ganz allein, da kann Ihnen kaum jemand helfen. Allerdings habe ich Ihnen einen Rat, der es etwas einfacher machen wird. Werfen Sie einen ehrlichen Blick auf Ihr Umfeld und Ihren Freundeskreis. Umgeben Sie sich mit Menschen, die in ähnlichen finanziellen Umständen leben wie Sie, oder eher mit solchen, die sich immer alles leisten können? Ich habe gemerkt, dass es sehr ungesund ist, wenn man einen Freundeskreis pflegt, der finanztechnisch in einer anderen Liga spielt, als man selber. Man wird dann nämlich automatisch dazu verführt, über seinen Verhältnissen zu leben und sei es nur, weil man in zu teuren Restaurants Mittag essen geht. Gemeinsame Ausflüge oder Ferien können einen dann schnell an den Rand des Ruins treiben, weil man ja nicht der sein möchte, der dann alleine in einem einfachen Hotel absteigt, während es sich die andern im Luxushotel gut gehen lassen.
Sie werden es nun vielleicht allzu hart finden, wenn ich Ihnen sage, dass Sie sich von solchen Freunden trennen müssen, wenn Sie der Verschuldung entkommen wollen. Aber es ist leider wahr. Wenn Sie sich mit Menschen umgeben, die kleingeschnittene Rüebli und selbstgemachten Salat zum Picknick im Park mitbringen, anstatt sich im nahen Restaurant gepflegt zum Lunch zu treffen, wird es Ihnen automatisch leichter fallen, Ihren Lebensstil den Verhältnissen anzupassen.
Und wenn Sie es erst einmal geschafft haben, einen kleinen Batzen auf dem Konto anzusparen, dann werden Sie sehen, wieviel einfacher es fällt, Geld zur Seite zu legen, als wenn man es tun muss, um Schulden abzubezahlen. Beim Abzahlen ist man emotional immer im Hintertreff, während man beim Sparen einen Vorsprung generiert!
Melden Sie sich noch heute zur Beratung an und treffen Sie Ihre Freunde auf ein Glas mitgebrachten Prosecco auf einer grünen Sommerwiese. Alles Gute und viel Erfolg! Ihre Kafi.