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Liebe Frau Freitag. Gratulation zu Ihrem Blog, ich mag ihn sehr. Eine Kollegin und ich haben die Möglichkeit, in zwei Wochen an das Zürcher Filmfestival zu gehen. Jedoch haben wir noch nicht so viele Cüpli-Anlass-Erfahrungen gesammelt und ich frage mich, was ich anziehen soll. Meine Kollegin hat schon klargemacht, dass sie kein Kleid anziehen werde. Ich kleide mich eigentlich noch ganz gerne etwas eleganter, mit Kleidli und so, aber je mehr man ja bekanntlich wagt, desto grösser wird das Fettnäpfchen-Risiko. Grundsätzlich ist es mir egal, wenn die Profi-Nasenrümpfer dort etwas zu rümpfen haben, aber in der Out-Rubrik des Friday’s will ich auch nicht gerade landen. Haben Sie mir vielleicht einige Tipps (Do’s and Don’t’s, wie das Friday es nennen würde)? Vielen Dank. Svenja, 17

Liebe Svenja

Grundsätzlich gilt im Leben das Motto: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und das trifft demzufolge auch auf modische Experimente zu. Sie sind 17! Was kann man da schon falsch machen? Ihr Haar duftet durch alle Jahreszeiten nach Frühling, in ihrem Blick wohnt der schelmisch-jugendliche Leichtsinn und Udo Jürgens sucht in Zumikon nach der verlegten Uhr. Ziehen Sie also das Kleidchen Ihrer Wahl an und stürzen Sie sich ins Vergnügen! Ob Sie mit Ihrem Fähnli auf der Best- oder Worst-Liste landen, darf Ihnen dabei herzlich egal sein. WAS Sie tragen ist zweitrangig. Wichtig ist, WIE Sie es tragen. Und das wiederum hängt davon ab, ob Sie sich absolut wohl fühlen. Dann strahlen Sie nämlich Sicherheit aus und dann kommt keiner auf die Idee, Ihr Outfit anzuzweifeln, sei es auch noch so zweifelhaft.

Vor ein paar Jahren bin ich mit einer äusserst seltsamen Frisur und gelben, handgestrickten Kniesocken zur Eröffnung eines Zürcher 5-Sterne Schuppens (das zu einem späteren Zeitpunkt als Absteige des Carl Hirschmann jun. galt und dadurch zweifelhaften Ruhm erlangte). Glücklicherweise gab es damals das "Fridays" noch gar nicht. Und wenn, dann wäre das Durchschnittsalter des Anlasses gefühlte 120 Jahre über dem Zielpublikum des Magazins gewesen. Aus Ermangelung einer Don't-Liste hat mich die Sonntagszeitung dann in die Liste der 10 bestgekleideten Frauen der Schweiz gewählt und mich flugs zur Designerin erkoren. Dass die Liste von der Ständerätin Pascale Bruderer Wyss angeführt wurde, hat dabei durchaus Sinn gemacht. Ihre Frisur war beim besten Willen nicht zu toppen.

Wenn Ihnen all dieser Zuspruch noch nicht genügen sollte, so kann ich Ihnen versichern, dass ich mich auch am Festival tummeln werde. Und zwar in einer Aargauer Tracht. Gansingen AG war nämlich früher einmal mein Heimatort. Das war, bevor ich durch die Heirat zur Davoserin wurde. (Und fragen Sie jetzt bitte nicht, ob ich ausschliesslich deswegen geheiratet habe! Selbstverständlich nicht! Obwohl man bei einem Heimatort im Kanton Aargau, der darüber hinaus den Namen eines Entenvogels trägt, den man vorzugsweise mästet, zu so ziemlich allem bereit ist). Falls Sie also doch zum Opfer der bösen Styling-Fotografen werden sollten, können Sie sich jederzeit unter meinem blauen Leinenrock verstecken. Sie werden mich leicht erkennen. Ich bin die, von der man denken wird, sie hätte sich seit dem letzten Sechseläutenumzug nicht mehr umgezogen.

Viel Spass am Festival! Ihre Kafi.

P.S. Und bitte trinken Sie in Massen. (Leider kennt die Schweiz keinen Unterschied zwischen Massen und Maßen. Aber wie dem auch sei, saufen Sie einfach nicht zuviel!) Ich werde niemals den Anblick der jungen Dame vergessen, die an besagtem Abend, in besagtem Hotel tief im Hochflorteppich kniete und sich lauthals übergab. (Wie gerne hätte ich auch dieses Bild verlinkt...)

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