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Liebe Frau Freitag. Ich bin seit bald 10 Jahren in einer Beziehung und wir verstehen uns prächtig. Ich verhütete früher mit Pille, bin später auf die Hormonspirale umgestiegen und inzwischen beim Verhütungsstäbchen angekommen. Das Stäbchen müsste ich im nächsten Frühling ersetzen, damit der Schutz weiter gewährleistet ist. Nun ist es so, dass mein Partner (29) und ich einer Meinung sind und weder heute, noch später Kinder wollen. Und ich habe die Hormone langsam satt. Deshalb überlege ich seit einiger Zeit, ob ich das Problem dauerhaft lösen, also meine Eileiter trennen lassen soll. Die Frage ist zum einen, ob ein Arzt dies in meinem Alter überhaupt schon durchführen würde. Zum anderen weiss ich nicht, was in 10 Jahren sein wird. Ich glaube zwar nicht, dass ich mich plötzlich so stark verändern würde, dass ich mir doch Kinder wünsche. Aber was, wenn doch? Wenn die biologische Uhr Überhand nimmt und meine Hormone verrückt spielen lässt? Und ich eines Tages aufwache und nichts sehnlicher will als ein Kind zu haben? Oder mein Partner merkt mit 40, dass er doch Kinder will? Rückgängig machen ist weder einfach, noch ist garantiert, dass es danach klappt. Sie werden sich vielleicht fragen, warum die Verhütung in unserer Beziehung scheinbar allein an mir hängt. Dies hat zum einen damit zu tun, dass die Möglichkeiten für Männer, aktiv zu verhüten, doch sehr beschränkt sind und mir Kondome allein einfach zu unsicher sind. Ich habe auch schon mit meinem Partner besprochen, ob er eine Vasektomie machen würde, aber das will er nicht. Ich glaube, weil er sich dann "unmännlich" fühlen würde. Schwachsinn, ich weiss, aber ich konnte ihn bisher auch mit allen medizinischen Fakten nicht umstimmen. Manuela, 31

Liebe Manuela

Wenn Sie einen Arzt finden, der eine 31 jährige, kinderlose Frau unterbindet, dann gehört dieser weggesperrt. Ich habe selbst vor ein paar Jahren mit dem Gedanken gespielt, weil ich meine Familienplanung als abgeschlossen erachte und mein Frauenarzt hat sich damals strikte geweigert, es zu tun. Als ich dann vor 2 Jahren, also mit Ende 30 nochmals mit der Frage ankam, wäre er dazu bereit gewesen, aber da hatte ich es mir schlussendlich anders überlegt.

Auch ich weiss ganz genau, dass ich kein Kind mehr haben will. Aber dennoch fände ich es nicht richtig, wenn ich den Schritt gehen würde. Weil ich bei allem Wissen und sicher sein nämlich trotzdem keine Ahnung habe, was morgen oder übermorgen ist. Sie können das auch nicht wissen. Es kann noch so vieles passieren in ihrem Leben. Vielleicht begegnen Sie einem Menschen, der Ihre Eierstöcke dermassen zum Glühen bringt, dass Sie auf einmal nichts anderes mehr wollen. Vielleicht bleiben Sie bis zum Ende Ihrer Tage glücklich kinderlos. Es wäre sehr anmassend, dieser Entwicklung vorzugreifen. Und ich würde diesen Schritt auch niemals von einem kinderlosen Mann verlangen. Das dürfen Sie nicht! Auch in seinem Leben kann sich noch sehr vieles Neu ergeben. Wenn er bereits ein paar Kinder hätte, wäre es eine andere Sache. Aber so ist es unverantwortlich und unverzeihlich, jemanden zu dieser Entscheidung zu drängen.

Und dann kommt noch ein vollkommen anderer Gesichtspunkt dazu, den ich damals mit Mitte dreissig auch noch nicht erkannt habe, heute aber als sehr wichtig erachte. Eine Unterbindung ist zwar kein grosser oder gefährlicher Eingriff, aber dennoch ein sehr elementarer. Sie zerstören damit Ihre Fähigkeit, ein Kind zu zeugen und auszutragen. Dieser kleine Schnitt würde bedeuten, dass Sie sich einer wichtigen weiblichen Kraft berauben, die sie zwar unter Umständen niemals benötigen werden, welche aber dennoch ein Teil von Ihnen ist. Etwas Gesundes mutwillig zu zerstören ist meiner Meinung nach kein respektvoller Umgang mit sich und seinem Körper.

Ich verstehe Ihre Hormonmüdigkeit gut. Aber mit dem Verhütungsring ist die hormonelle Belastung sehr gering, sie findet vermutlich eher im Kopf statt. Natürlich wäre eine Unterbindung eine saubere Sache und sie müssten nie mehr darüber nachdenken. Aber ein Gefühl sagt mir ganz laut, dass dafür wirklich nicht der richtige Zeitpunkt ist. Viele Frauen kommen kurz vor den Wechseljahren nochmals in einen hormonellen Umschwung und haben erst dann das grosse Bedürfnis, ein Kind zu haben. Diese Phase müssen Sie hinter sich haben, damit Sie sich wirklich sicher sein können.

Berauben Sie sich nicht einem Teil Ihrer weiblichen Vitalität und einem Stück eventueller Zukunft. Ihr Leben und ihr gesunder Körper verdienen es, dass Sie umsichtiger und sorgfältiger mit ihnen umgehen.

Mit herzlichem Gruss. Ihre Kafi.

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