Liebe Frau Freitag In meinem Freundeskreis treffen wir uns oft zu gemeinsamen Essen bei jemandem zu Hause. Am Ende des Abends stelle ich immer das gleiche Muster fest: Die Frauen springen auf und helfen mit Abräumen oder Abwaschen, die Männer sind dann jeweils plötzlich tief ins Gespräch vertieft (ja, es sind immer die Männer) Ärgere ich mich im Stillen, helfe ich besser auch nicht oder halte ich den Männern eine Standpredigt? Jede dieser Lösungen scheint mir nicht sehr positiv. Mirj, 36
Liebe Mirj
Als ich Ihre Frage gelesen habe, war ich etwas über Ihr Alter verwundert. Zuerst dachte ich, Ihnen wäre vielleicht einen Zahlendreher passiert. Dann vermutete ich einen plumpen Tippfehler. Erst dann musste ich der Realität ins Auge schauen und mich damit abfinden, dass ich es vielleicht tatsächlich mit einer 36 Jahre jungen Frau zu tun habe, welche mir diese Situation beschreibt. Aber dann kam mir der erlösende Gedanke! Sie ist bestimmt mit einem älteren Herrn zusammen, der ist vermutlich bereits ein paar Jahre im Ruhestand. Soll es ja geben!
Wie dem auch sei, liebe Mirj. Ich denke, für Sie ist die Variante "im Stillen ärgern" genau richtig. Schliesslich funktioniert das ja schon länger sehr gut und ich frage mich, warum man daran was ändern sollte. Denn wie Sie schon richtig vermuten, gibt es keine sehr positive Lösung für das Problem. Wie für ganz viele andere Probleme übrigens auch nicht. Und da es ja von grosser Wichtigkeit zu sein scheint, dass die Lösung sehr positiv ist, sehe ich meine Hände als gebunden an. Sehr positiv gebunden. Mit herzigen farbigen Bändeli. Vermutlich pastellfarben. Rosa würde noch gut passen, es darf aber auch hellblau sein. Mit Zötteli dran, also Pom Poms. So ganz munzigen kleinen. Könnte mir gut vorstellen, dass Sie in der Kommentarspalte schon sehr bald sehr positive, weil höchst lustige Ansätze finden werden, wie mit der Thematik umgegangen werden kann. Vermutlich wird Ihnen eine Kommentarschreiberin dazu raten, ein Set lustige Abwaschhandschuhe zu kaufen, die sie den Männern als Geschenk übergeben, während sich die Frauenrunde mit Zigarren aus dem Scherzartikelhandel auf den Balkon setzt.
Damit ich Ihnen aber doch noch eine sehr positive Lösung mit auf den Weg geben kann, liebe Mirj, lege ich Ihnen Folgendes ans Herz: Vielleicht wäre es langsam aber sicher an der Zeit, die härzige, sehr positive Mirj an den Nagel zu hängen und die erwachsene Mirjam rauszuholen, der die Augenhöhe in der Beziehung wichtiger ist, als die sehr positive Lösung.
Mit herzlichem Gruss, Ihre Kafi