Liebe Frau Freitag. Was finden Sie: Wie eng sollte ein Kontakt zur Ex-Freundin oder zum Ex-Freund sein, wenn man schon in einer neuen Beziehung ist? Ich bin dafür, dass man sich im Guten trennen kann, danach sich aber nicht alle 3 Wochen treffen muss – auch aus Respekt vor dem neuen Partner. Ich zum Beispiel habe praktisch keinen Kontakt mehr zu meinen Ex-Freunden, höchstens mal eine SMS zum Geburtstag oder Ähnliches. Mein Freund sah das bis anhin anders: Er traf sich regelmässig mit seiner Ex-Freundin, bis ich es ihm nach über einem Jahr vorwurfsvoll um die Ohren gehauen habe. Seither macht er es auch nicht mehr. Bei mir ist aber das grundsätzliche Vertrauen irgendwie verloren gegangen. Zudem erzählt er mir jetzt nicht mehr, wenn er mit anderen Frauen etwas unternimmt. Dies kann ein ganz normales Mittagessen mit einer Arbeitskollegin sein, gegen das ich wirklich nichts einzuwenden hätte. Ich gebe es zu, damals war ich eifersüchtig. Ich versuchte über ein Jahr lang damit klarzukommen. Mir einzureden, dass man heutzutage die Beziehungen etwas lockerer ansehen sollte. Ich müsste ihm die Treffen doch gönnen, weil ich ihn liebe. Aber es ging nicht, es machte mich rasend. Am meisten verletzte mich, dass er den geistigen Austausch mit ihr hatte. Warum hatte er das Bedürfnis, sich mit ihr so intensiv auszutauschen, obwohl er bereits mit mir in einer neuen Beziehung war? Zudem hatte ich das Gefühl, dass seine Ex-Freundin regelmässig den Kontakt zu ihm suchte. Sie lud in ständig zu Partys ein, an denen sie an der Bar arbeitete und sie trafen sich auch nur zu zweit zu einem Abendessen oder Kaffee. (Unter uns: Der Blitz soll sie treffen!) Bin ich denn zu verbohrt? Was meinen Sie dazu? Herzlichen Dank. Jeanette, 26
Tags
Liebe Jeanette
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Die eine ist wahnsinnig grosszügig, wenn es darum geht, dass ich mich mit einem Ex zum Plaudern, oder mit einem Freund auf unzählige Drinks in der Kronenhallenbar treffe. Die andere ist leider etwas kleinlicher geraten und kommt dann zum Zug, wenn es darum geht, dass ich meinem Partner dass gleiche Recht einräumen sollte.
Insofern kann ich Ihr Problem schon nachvollziehn und ich bin sicher, viele andere auch. Aber eigentlich kann es ja nicht sein, dass sich ein Mensch, nur weil er mit einem anderen eine Beziehung eingeht, seine Vergangenheit abstreift, wie eine Schlange ihre Haut. Und es kann auch nicht sein, dass das einzige Östrogen, dass Ihrem Freund begegnen darf, Ihr eigenes ist.
Sie haben jetzt ein Jahr mit sich gekämpft und dann den Riegel geschoben. Seither lässt er Sie im Unklaren darüber, mit wem er sich wo trifft. Das ist natürlich unschön, aber eine weit verbreitete Reaktion von Männern auf weibliche Eifersucht. Mich persönlich würde diese Intransparenz viel mehr aufreiben, als das Wissen um ein Treffen mit der Ex. (Aber ich muss zugeben, dass das Sprichwort "was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss" noch nie wirklich auf mich zutraf).
Gehen Sie nochmals über die Bücher und überlegen Sie sich, womit Sie besser leben können. Und warum treffen Sie sich nicht einfach mal zu dritt und geben sich selber die Chance, die Ex Ihres Freundes auch ganz ok zu finden? So eine Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart sollte meiner Meinung nach drinn sein und ich würde erst dann hellhörig werden, wenn Ihr Freund diese Bitte ablehnt. Treffen Sie sich mit nüchternen Magen auf einige Gläser Prosecco und und beobachten Sie doch mal, wie geistig dieser Austausch wirklich ist.
Vielleicht gewinnen Sie eine gemeinsame Freundin dazu. Und wenn nicht, schicken Sie die beiden im Monat Juli auf ein Picknick auf den Schneiterberg bei Elgg. Nirgendwo anders schlägt häufiger der Blitz ein...
Recht herzlich, Ihre Kafi.