Liebe Frau Freitag. Was halten Sie von Fernbeziehungen (Abstand ca. 2800 km)? Liebe Grüsse, Ziva, 27
Liebe Ziva
Es kommt ganz darauf an. Lebt Ihr Objekt der Begierde im Libanon, im russischen Gorki, in Jordanien oder im hohen Norden Finnlands? Ich habe mich ehrlich bemüht, aber keine Destination in dieser Distanz gefunden, die von einer vernünftigen Airline angeflogen wird.
Also entweder hat der Gute genügend Kleingeld, um Sie öfters zu besuchen oder zu sich einzuladen, oder Sie suchen sich gescheiter einen Mann, der in einer Air-Berlin-Stadt lebt. Ich selber hatte mit Anfang 20 einen griechischen Freund russischer Abstammung (ein explosiver Mix, Heimatland!), der es sich leisten konnte, mich alle zwei Wochen zu besuchen und auch für mich war zu jeder Zeit ein Flugticket gen Athen hinterlegt. Und trotzdem hat das ganze nur neun Monate gehalten, weil's wenig realistisch war, das Ganze. Obwohl wir uns für die Distanz sehr oft gesehen haben, ist es uns trotzdem nie gelungen, einen "normalen" Alltag zu simulieren. Wie ich mit Anfang 20 auf die hirnrissige Idee kommen konnte, überhaupt nach einem zu suchen ist mir heute zwar schleierhaft, aber es war der Grund, warum die Beziehung im Sande verlief.
Allerdings kenne ich auch Beispiele von Fernbeziehungen, die über einen längeren Zeitraum funktioniert haben. Aber auch hier muss man sich ehrlich fragen, wohin die Geschichte führen soll. Wollen Sie später einmal zu ihm nach Gorki ziehen oder er zu Ihnen? Und was wird das bedeuten, kulturell, sprachlich und insgesamt? Der "Exotikbonus" der hochgezüchteten Sehnsucht und das stundenlange Skypen werden der Vergangenheit angehören und dann ist die Frage, was übrig bleibt.
Grundsätzlich wird er nie da sein, wenn Sie ihn brauchen. Das sind Männer aus der gleichen Stadt zwar auch nicht, aber denen können Sie es wenigstens heftig um die Ohren hauen.
Alles Gute, wo auch immer! Ihre Kafi.