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Liebe Frau Freitag,wieso machen wir ständig Dinge, von denen wir genau wissen, dass sie uns nicht gut tun? Egal ob SMS schreiben während dem Autofahren, sich auf ein "Gschleick" einlassen, auch wenn man weiss, dass der Mann nur das eine will und man selbst eigentlich mehr, dem nervenden Arbeitskollegen eine zickige Mailantwort zurückschreiben etc. Und wie kann man das langfristig ändern? Disziplin? Halten Sie sich selbst eigentlich an die Dinge, die sie ihren Lesern empfehlen? Herzliche Grüsse! Lena, 34

Liebe Lena

Weil wir Menschen sind und keine Engel. Und das ist auch gut so, weil das ganze Gefieder dem angeblichen Dichtestress nur noch mehr Brisanz verleihen würde. Wir alle haben gute und schlechte Seiten und gute und schlechte Tage. Und ja klar, ich auch. Sie fragen, ob ich Wasser predige und Wein saufe? Nein,in der Regel nicht, ich bin kein grosser Weinliebhaber, da liegt mir Leistungswasser sehr viel mehr. Allerdings kann es schon vorkommen, dass ich jemandem rate, an der Beziehung zu arbeiten und ich lasse mich zur gleichen Zeit grad scheiden, weil ich keinen Sinn darin erkennen kann, weiter in eine miese Beziehung zu investieren. Über diese Widersprüchlichkeiten habe ich kürzlich schon geschrieben, auch sie gehören zum Mensch sein dazu und auch sie haben ihre Berechtigung. 

Dennoch stehe ich hinter jedem einzelnen Wort, was ich schreibe. Jede Antwort, die ich hier niederschreibe widerspiegelt meine tiefste Überzeugung, meine Lebensteinstellung, meine Erfahrung und mein Wissen. Und ja, ich lebe nach meinen Grundsätzen und Werten. Und manchmal breche ich sie auch, so wie jeder andere moralisch unvollkommene Mensch auf dieser Welt auch. Ich denke aber nicht, dass mich das weniger glaubwürdig macht, eher im Gegenteil. Wer mich regelmässig liest weiss, dass ich Fehler mache und zu ihnen stehe. Damit habe ich keine Mühe, ich bin die Summe meiner Fehlentscheidungen und die meiner Erfolge. Ich bin ich und stehe voll dazu, in jeglicher Konsequenz. 

Ich weiss nicht, ob Sie ein Mensch sind, dem Disziplin etwas gibt. Mir auf jeden Fall nicht. Alles, was mir keine Freude bereitet und ich mit reiner Disziplin erledigen sollte, bleiben unerledigt. Erst wenn ich den Sinn hinter etwas erkenne und den Vorteil, der mir etwas verschaffen kann, werde ich tätig. Das klingt vielleicht egoistisch und ja, das ist es auch. Aber wir Menschen sind nun mal Egoisten, wir alle. Selbst die, die sich selber total vergessen und für andere Aufopfern tun es aus reinem Egoismus und aus dem Gefühl heraus, gebraucht zu werden und wichtig zu sein. Der altruistische Mensch ist ein weltfremdes Konzept, dass es nicht zu erreichen lohnt, weil verfehlt. 

Finden Sie also heraus, was es Ihnen bringt, wenn Sie keine zickige Antwort schreiben und nicht mit einem Mann ins Bett steigen, der nur Sex von Ihnen will. Ich persönlich verzichte auf solche Dinge, weil sie mich viel Energie kosten würden, die ich gerne in Dinge stecke, die mich mit Freude erfüllen. Vor vielen Jahren habe ich damit aufgehört, mich in einem Rahmen über Menschen aufzuregen, der mich zu viel Kraft kostet. Ich schreibe keine Beschwerdebriefe mehr weil ich meine Aufmerksamkeit nicht auf Negatives lenken will. Seit ich das konsequent mache, erlebe ich kaum mehr Dinge, die einer Beschwerde würdig wären. Das Lenken der Richtung meiner Aufmerksamkeit auf Positives beschenkt mich stattdessen mit ganz viel schönen Erlebnissen und Begegnungen mit inspirierenden Menschen. Energiesauger und Personen, die sich daran aufgeilen mir ans Bein zu pissen, lasse ich am Wegesrand stehen und ignoriere sie. Es sind in aller Regel arme Kreaturen, die sich selbst nicht sehr gern mögen und es darum nicht aushalten, wenn jemand anders sich selber mag. Es geht schlussendlich um Selbstliebe, auch wenn das fast schon zu einfach klingt. Ich habe im Frühjahr eine Predigt zu diesem Thema gehalten, sie können Sie hier gerne nachlesen. 

Machen Sie sich selber ein Geschenk und tun Sie je länger je mehr Dinge, die Ihnen gut tun. Wenn das Anzicken von Arbeitskollegen, das Schreiben von SMS am Steuer und das Vögeln aus anbiedernden Gründen dazu gehören, dann konzentrieren Sie sich in Zukunft stärker auf diese Aktivitäten. Wenn es andere gibt, die Ihnen noch mehr Freude und Lebenlust bescheren, dannw eichen sie auf diese aus! Sie schaffen sich Ihre Umwelt und die AThmosphäre, die in Ihrem Leben herrscht. Nun müssen Sie sich nur noch fragen, welche genau Sie haben möchten. Danach wird es ganz einfach sein, versprochen. 

Mit herzlichem Gruss. Ihre Kafi

 

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