Liebe Kafi. für eine ganze Weile habe ich immer wiedermal in Ihrem Blog gelesen und ihre lockere und doch ernsthafte Art mit Themen des Lebens umzugehen, bewundert. So wende ich mich heute mit einem ziemlich delikaten Anliegen vertrauensvoll an Sie. Soeben habe ich eine Einladung zum Hochzeit einer lieben Bekannten erhalten. Das freut und ehrt mich gleichermassen. Besonders auch, weil ich doch schon etwas zum älteren Semester zähle und die holde Braut noch sehr jung an Jahren und reich an Reizen. Nun, finde ich allerdings, dass auch ich selber noch nicht ganz reizlos sei. Und dies wiederum führt zum Problem, welches mich umtreibt. Der Dresscode zum Hochzeit lautet nämlich "Happy und Prickelnd". Häppy ist ja sicher mit einem lockeren Smiley im Gesicht umsetzbar, jedoch bei Prickelnd... ? Wie prickelnd würden Sie sagen, darf ich als Hochzeitsgast denn erscheinen? Ich meine, darf das sooo prickelnd sein, dass die Aufmerksamkeit der jungen holden Braut von ihrem anzutrauenden zukünftigen Ehegatten in gar ungebührlicher Weise abgelenkt und so evt. gar der doch sicherlich reiflich gefasste Ehebeschluss in letzter Minute ins Wanken käme? Oder würden Sie da lieber zu einem Understatement raten, dergestalt das Prickelnde zwischen den Eheleuten bleiben soll? Oder soll ich evt. auf halber Höhe der Veranstaltung meinen Dresscode abbauen, so dass das Prickeln zwischen den Eheleuten sich gegen Abend in geziemender Weise erhöhen kann? Was ist Ihre Meinung? Gusti, 60
Lieber Gusti
Was für ein wunderbarer Dresscode für ein Hochzeit! Der könnte doch glatt von mir stammen, ich liebe nämlich Partys mit Dresscodes oder Themen über alles und der Begriff "prickelnd" gefällt mir ganz besonders gut!
Und doch kann ich Ihnen bestens nachfühlen, lässt er doch so einiges offen an Interpretationsspielraum und regt auch die Transderivationale Suche im Hirn gehörig an, nicht wahr?
Sie machen sich (berechtigte) Sorgen, ob die Braut den Verlockungen, die durch das Motto 'prickelnd' provoziert werden, standhalten kann oder ob sie die Kirche fluchtartig rennend verlassen wird um mit Ihnen auf einem pleonastischen weissen Schimmel von dannen zu galoppieren. Nun ist es leider so, dass wir in der Schweiz und in Deutschland bei Trauungen nicht gefragt werden, ob wir einen Einwand gegen die Verbindung vorzubringen haben. Ein Brauch, der in amerikanischen Hochzeitsfilmen immer wieder zu wunderbaren Szenen führt und durchaus auch zum einen oder anderen abrupten Abbruch des Zeremoniells steuert, was ich in gewissen Umständen als absolut erstrebenswert ansehe, gibt man den Brautleuten damit doch noch eine letzte Chance, sich anders zu entscheiden.
Dementsprechend würde ich an Ihrer Stelle aufs Ganze gehen, im Wissen darum, dass Sie der Braut damit einen wertvollen Gefallen tun. Den Bund der Ehe einzugehen, ohne zu wissen, auf was man alles verzichten muss, ist schliesslich mehr als fahrlässig!
Und sollten Sie ob der Vorstellung, eine junge Braut am Hals zu haben, die Hasenherzigkeit überkommen, so kann ich sie beruhigen. Die meisten Hochzeitskleider sind dermassen üppig und lang geschnitten, dass man darin kaum gehen kann, geschweige denn reiten. Allerdings werden an der Hochzeit vermutlich auch noch andere "Bräute" zugegen sein und es ist hinlänglich bekannt, dass solcherlei Festlich- keiten jeweils eine wahre Brutstätte für allerlei Getändel sind.
Aber wie immer und überall heisst es auch hier: No risk, no fun!
Alles Liebe und ganz viel Spass auf dem Fest! Und gerne mache ich eine einmalige Ausnahme und stelle ein Bild Ihres Outfits online, wenn Sie mir denn eins zusenden!
Ihre Kafi.