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Liebe Kafi, deinen Blog finde ich sehr geistreich und toll! Hier meine Frage: Darf man als Mutter/Vater von kleinen Kindern gefährliche Sportarten (Motorrad fahren, Fallschirmspringen etc.) betreiben und sich dabei einem erhöhten Unfall- und Todesrisiko aussetzen? Oder sollte man, wenn man daraus seine Kraft und Lebensfreude zieht, gerade nicht darauf verzichten, um diese Freude daran auch seinen Kindern gegenüber auszustrahlen? Vielen Dank für deine Antwort und liebe Grüße Vera

Liebe Vera

Das ist eine wahnsinnig gute Frage, die Sie mir da stellen. Da ich auch ohne Kind nie den leisesten Wunsch in mir hegte, aus irgendwas rauszuspringen, hatte ich mit Kind nichts, was ich aufgeben musste. Trotzdem weiss ich um die Tatsache, dass man sich selbst treu bleiben soll, auch mit - oder grade mit - Kindern. 

Kürzlich ist die Mutter einer Bekannten mit einem Kleinflugzeug abgestürzt. Ich war auf der Beerdigung und habe in der Rede des Pfarrers erfahren, dass die Frau früher, als die Kinder noch klein waren, gern mit dem Kindsvater zusammen geflogen ist und das gemeinsame Fliegen erst aufgab, als eins der Kinder darum bat. Seither sind viele Jahre vergangen und die Kinder, die ihre Mutter nun auf diese Weise verloren haben, sind bereits erwachsen. 

Mir ist dieses Beispiel sehr nahe gegangen, weil ich es persönlich nicht nachvollziehen kann, dass man für ein Hobby riskiert, seine Kinder bei einem tödlichen Unfall als Vollwaisen zurückzulassen. Gleichzeitig bin ich jemand, der ohne Autofahren nicht leben kann und mich - zuweilen ohne festes Ziel - auf die Autobahn begebe, obwohl ich weiss, dass die Gefahr im Strassenverkehr umzukommen viel grösser ist, als bei einem Flugunfall zu sterben. Für mich ist das Autofahren ein Ausgleich, es erdet und zentriert mich, und wenn ich es regelmässig tue, bin ich ein besserer Mensch und ein ausgeglicheneres Gegenüber für mein Kind und meine Kunden auch. Ich fahre eins der sichersten Fahrzeuge, die es zurzeit auf dem Automarkt gibt und ich kann Rasen nichts abgewinnen und würde mich als sehr umsichtige und rücksichtsvolle Fahrerin bezeichnen. Mein Hobby ist diesbezüglich kaum als Risikosport zu bezeichnen. Aber wie wir alle wissen, kann dennoch was schief gehen und die schönste Technik schützt mich nicht vollumfänglich, wenn ein schlimmer Unfall passiert. Sterben kann ich trotzdem. 

Das alles weiss ich und dennoch tue ich es. Ich habe die Entscheidung bei vollem Bewusstsein der Risiken getroffen, weil es mir gut tut. Und ich bin bereit, dafür auf anderes zu verzichten, was mich ebenfalls potenziell gefährdet. Ich rauche nicht, weil ich keinen Sinn darin erkennen kann und ich trinke extrem selten Alkohol. Kürzlich habe ich jemanden aus meiner Familie an Krebs verloren und darum entschieden, dass keine krebserregende Kosmetika mehr in meinem Badezimmer stehen darf. Alle Töpfe und Tiegel von L'oreal und Nivea habe ich weggeworfen, weil sich in jedem einzelnen Produkt dieses Herstellers hormonell wirksame oder krebserregende Inhaltsstoffe finden liess. Andere mussten gehen, weil sie Mikroplastik enthalten, die unser Grundwasser belasten und durch den Magen-Darm-Trakt in umliegendes Gewebe wandern kann. Es waren auch viele teure Produkte dabei, eine noch versiegelte Creme von Shiseido etwa oder ein sauteures Serum von Estée Lauder, was ich geschenkt bekommen habe und neben Mikroplastik BHT verwendet, ein Inhaltstoff, der den Grundgeruch des Produkts übertüncht und dabei krebserregend ist und hormonell wirksam. Stattdessen habe ich mir Produkte von Lavera gekauft und ein schönes Cremli von Heliotrop. Mal sehen, was mein Sohn sagen wird, wenn er sein geliebtes Duschjelly von LUSH nicht mehr vorfindet, weil ebenfalls hormonell wirksam ...

Gleichzeitig habe ich Lippenstifte behalten, die mich schon seit Jahren begleiten und die alle mindestens 4 krebserregende Inhaltsstoffe verwenden, die ich täglich praktisch löffle. Voll schizo sagen Sie? Ja total, ich weiss! 

Und genau darum geht es, liebe Vera! Wir alle müssen jeden Tag aufs Neue entscheiden, welche Risiken wir eingehen und welche nicht. Man kann jeden Tag zwei Mal mit Fallschirm aus einem Flugzeug springen und dann plötzlich an Brustkrebs sterben, weil man sie sich jahrelang ein Deo mit Aluminium in die Achselhöhle gestrichen hat. Oder kein Deo verwendet hat, aber erblich belastet ist. Oder man verwendet tagtäglich hoch krebserregende Kosmetika, raucht wie ein Schlot und stürzt dann beim Fliegen ab. Oder wird vom Tram überfahren. Oder vom Blitz getroffen. Oder sonst was. Egal wie wir uns entscheiden, was wir für unsere Umwelt und Gesundheit tun ist gut, aber Sicherheit haben wir nie und es gibt im Leben keine Garantie. 

Darum müssen wir ganz genau hinspüren und uns fragen, welche Risiken wir verantworten und tragen können, und welche nicht. Ich habe mich dafür entschieden, keine krankmachende Kosmetika mehr auf mein grösstes Organ - die Haut - zu schmieren. Ich werde mich auf die Suche machen nach Lippenstiften, die ohne den ganzen Scheiss auskommen und mich dann auch noch davon verabschieden. Aufs Autofahren verzichten werde ich aber vermutlich nie und darum bin ich sehr froh drüber, dass es meinen Lieblingsvolvo schon im übernächsten Jahr als E Version geben wird. Bis dahin werde ich meine Kilometer bei MyClimate Klimakompensieren und ohne schlechtes Gewissen meiner Leidenschaft frönen, obwohl ich damit die Umwelt schädige und damit auch mich selber. Es gibt viele, die das nicht nachvollziehen können und das ist ok. Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie man als Elternpaar gemeinsam Sportfliegen kann und trotzdem ist es eine Entscheidung, die man fällen darf. Es ist eine sehr persönliche Angelegenheit, wozu man ja und wozu man nein sagt. Solange man jede Einzelne mit vollem Bewusstsein trifft, übernimmt man Verantwortung und genau darum geht es bei dieser Frage.

Mit herzlichem Gruss, Ihre Kafi

P.S. Wenn Sie Lust bekommen haben, Ihre Lieblingsreme mal unter die Lupe zu nehmen: Mit der App CodeCheck geht das spielend einfach. 

 

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