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Liebe Kafi Freitag Ich weiss, dass Ihnen Kunst stinkt und Sie das als pubertäres Zeugs abzutun pflegen. Die Gestaltung Ihres Blogs und Ihre Aktivität im Bereich der Wohnkunst, wie auch Ihr Auftritt im Kultur TV entlarven Sie aber. Sie sind doch sicher so eine verkappte Künstlerin, das behaupte ich jetzt einfach so, natürlich auch um Sie zu provozieren, und dazu noch eine sehr interessante! Sei's drum, warum nicht einmal den Spiess umkehren und versuchen der Kunst etwas abzugewinnen? Martin Kaufmann, 61

Lieber Herr Kaufmann

Ich als vermeintlich verkappte Künstlerin habe mir erlaubt, Ihre Frage zu kappen, weil der zweite Teil Ihrer Frage nur verkappte Werbung für Ihr Kunstkartenbusiness ist und ich nun mal leider keine Werbeplattform fürs Kunstkartenbusiness bin.

Aber ich muss Sie enttäuschen, ich bin weder eine verkappte, noch eine unverkappte Künstlerin, ich bin wenn überhaupt was, so schon eher eine ehrliche Handwerkerin. Und Kunst stinkt mir absolut nicht, solange sie nicht wirklich stinkt. Es sind eher die hochnäsigen Künstlerinnen und Künstler, die mir mit ihrer Attitude und der fehlenden Selbstironie auf den Wecker gehn. Aber es sind ja glücklicherweise längst nicht alle so. Ich habe wegen meines Auftrags-Blogs 'Mehr als Kunst' mit den Gebrüdern Riklin vom 'Atelier für Sonderaufgaben' zu tun und bin überrascht, wie bodenständig und zugänglich die beiden auftreten. Ich weiss, dass es in der Kunstszene Exponenten gibt, die genau deswegen die Nase rümpfen, wenn sie auf die beiden angesprochen werden und das bestätigt mein Vorurteil, dass sich ein ernstzunehmender Künstler in erster Linie mal selber furchtbar ernst nehmen muss und die Konkurrenz es nicht gerne sieht, wenn man dann ohne dieses Gehabe auch noch erfolgreich ist.

Ich selber versuche, mich nicht so ernst zu nehmen und ich mache mir keine Gedanken darüber, ob ich mit meinem Blog dem Anspruch der Kunst gerecht werde und was Sie mit 'Wohnkunst' meinen, ist mir erst recht schleierhaft. Weil von den goldenen Brocki-Bilderrahmen, die ich an der Wand hängen habe, kann ja wohl kaum die Rede sein. Aber selbstverständlich habe ich grosse Freude an gewagten Aktionen und an Kunst, die mich zum Nachdenken anregt. Ich mag es, wenn sich Kunst alle Freiheiten der Welt heraus nimmt und wenn sie ein Quentchen Schabernack in sich trägt sowieso. Ich kann Kunst oft nicht als solche erkennen, so wie kürzlich, als ich im Kunsthaus meinen Begleiter nachhaltig schockiert habe, weil ich mich mehr für die düsteren Wandfarben, als für die davor hängenden grossen Meister interessiert habe und mir auch nicht zu schade war, einen Museumshüter danach zu fragen. Für mich liegt Kunst im Auge des Betrachters, ebenso wie es für die Schönheit gilt. Und darum kann ich durchaus auch Handwerk für Kunst halten, oder die Zeichnung eines Pubertierenden. Die Illustratorin meines Blogs, Gabriele Berüter würde ich jedoch ohne mit der Wimper zu zucken als Künstlerin bezeichnen ohne zu wissen, ob sie es selber auch so sieht.

Und so habe ich nun auf meinem Blog einmal mehr und unverschämt dreist Werbung für all die gemacht, deren Arbeiten ich gerne mag und kein einziges mal Ihr Kunstkartenbusiness verlinkt. Aber das ist nun mal so, weil mein Blog ja bekanntlich keine Werbeplattform fürs Kunstkartenbusiness ist, das verstehen Sie bestimmt.

Ich wünsche Ihnen mit Ihrem Projekt viel Erfolg und grüsse Sie recht freundlich. Ihre Kafi

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