Liebe Kafi. Heute bin ich auf Facebook auf eine Frage gestossen, über die ich schon häufig nachgedacht habe. Und wie es manchmal so ist, kam mir der Gedanke "Frag doch Frau Freitag!" Und hier die Frage: Darf man eigentlich nach Telefonaten fremder Leute in der S-Bahn Fragen stellen, wenn einem etwas unklar geblieben ist? LuFiLa (das kannst du so im Blog schreiben ;-)), 46
Lieber LuFiLa (das kannst du so im Blog schreiben ;-))
Ich bin ja zwar keine Legasthenikerin, aber es geschieht mir dennoch immer mal wieder, dass ich Silben oder gern auch ganze Wörter verdrehe, was ab und an zu ziemlich lustigen Sätzen führen kann. Wie zum Beispiel damals, als ich in Washington das Weisse Haus nicht finden konnte (es ist ja aber auch popelig klein und man kann es leicht übersehen) und ich darum einen Passanten nach dem white way to the right house gefragt habe.
Sie wundern sich jetzt vielleicht, wie ich drauf komme, aber es gibt wie immer einen Grund. Um ein Haar hätte ich drum vorhin "FuLiLa" anstatt "LuFiLa" geschrieben, was in Ihrem Falle, wo das "Lu" von Lutz kommt, dann doch den Rahmen eines gewöhnlichen Buchstabendrehers gesprengt hätte. Aber nun zu Ihrer Frage.
Ich find's ja sehr spannend, das im-ÖV-telefonieren-Thema. Weil sich ja zwar keiner daran stört, wenn man im Zug oder Bus mit seinem Gegenüber ein Gespräch führt, aber jeder sofort zusammen zuckt, wenn das Gespräch per Telefon geführt wird. Das hat grösstenteils damit zu tun, dass wir noch nicht an die Tatsache gewöhnt sind, dass man ein Telefon mit sich herum tragen kann. Diese meine These wird dadurch gestützt, dass sich junge Menschen, die im Mobile-Zeitalter aufgewachsen sind, viel weniger darüber nerven als wir Ü30er, die früher noch ein geringeltes Kabel am Hörer hatten, dass wir um den Finger wickeln konnten. Ich bin drum überzeugt, dass es in spätestens 20 Jahren keine Aufmerksamkeit mehr erregen wird, wenn eine Frau im Tram ihrer Freundin am Telefon ausführlich von ihrem Besuch beim Gynäkologen erzählt. Aber vielleicht liege ich auch falsch. Ich war schliesslich auch fest davon überzeugt, dass der Bachelor Vujo der dunkelhaarigen Lara die letzte Rose schenkt, deren Familie er, grosszügig und einfallsreich wie er nun mal ist, nach Dubai eingeladen hat um dann dort nichts besseres zu wissen, als die pietätlose Frage zu stellen, wo denn eigentlich der Vater sei, der leider Jahre zuvor verstorben war, er sie dann aber lieber der blonden Michaela in die Hand gedrückt hat, von der er wusste, dass sie in Bern lebt und der er künftig nicht so schnell wieder über den Weg würde laufen müssen. Dass die Liebe nicht allzu lange halten würde, hat mich dann schon viel weniger überrascht. Aber ebe...
Zurück zu den aufdringlichen, weil meistens überlauten Telefongesprächen im öffentlichen Raum. Mir gefällt die Idee des direkten Nachfragens ausnehmend gut, muss ich zugeben. Und viele der Telefonierenden machen zudem den Eindruck, als würden sie sich genau dies wünschen. Ein klein wenig Anteilnahme. Springen Sie also beim nächsten mal über Ihren Schatten und stellen Sie eine Win-Win-Situation her, indem Sie etwas Interesse zeigen. In Zürich ist das Zeigen von Interesse zwar standrechtlich verboten und wird dementsprechend auch mit Ignoranz bestraft. Aber in angrenzenden Kantonen wie zum Beispiel dem Aargau könnten Sie mit dieser Taktik bestimmt neue Freunde gewinnen.
Wer aber trotzdem in der vermeintlichen Hauptstadt Züri aktiv werden möchte, lege ich das Vorgehen dieses Gentleman hier ans Herz. Ich bin überzeugt, dass selbst der eingefleischteste Szeni bei dieser Charmeattacke kampflos das Handy strecken muss. Dieses wunderbare Youtube-Video habe ich übrigens auf Facebook gefunden, genauso wie Sie Ihre Frage! Und damit wäre der Kreis wieder geschlossen und mir bliebe nur noch, Sie herzlich zu grüssen.
Ihre Kafi.