Liebe Kafi. Ich führe seit 15 Jahren eine Beziehung mit einem suchkranken Mann (Alkohol/Kokain). Trotz Therapie, Klinikaufenthalten oder sonstigen Interventionen erleidet er in mehr oder weniger regelmässigen Abständen Rückfälle. Ich möchte mein Leben mit ihm verbringen, bin aber am Ende meiner Kräfte angekommen. Glauben Sie, dass man mit einem suchtkranken Menschen eine stabile und glückliche Beziehung führen kann? Mein Umfeld - und mittlerweile auch ich selber -zweifeln sehr daran. Cornelia, 35
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Liebe Cornelia
Sie und ich, wir beide kennen die Antwort ganz genau. Die letzten 15 Jahre sprechen eine klare Sprache, auch wenn es weh tut, auf diese zu hören. Ich verstehe sehr gut, dass Sie an diesem Menschen hängen. Manchmal ist es noch schwieriger jemanden loszulassen, der einem nicht gut tut, weil er nicht ganz sich selber ist, als wenn es einfach so nicht geht. Menschen, die einer Sucht verfallen sind gehören nicht mehr sich selber. Und wer sich nicht selber gehört kann sich und anderen nicht gut tun.
Lassen Sie los, liebe Cornelia. Sie haben 15 wahnsinnig wertvolle Jahre Ihres Lebens mit einem Menschen geteilt, der leider nicht zu einer Beziehung fähig ist, wie Sie sie sich vorstellen und auch verdient haben. Sie sind 35. Vielleicht möchten Sie gerne Kinder haben? Was auch immer Ihre persönlichen Ziele sind, verfolgen Sie diese besser ohne diesen Mann. Und nein, das ist nicht egoistisch. Im Gegenteil. Sie sind für das Glück in Ihrem Leben verantwortlich. Sie ganz allein. Da gehören manchmal Entscheidungen dazu, die anderen weh tun. Das gehört zum Erwachsensein dazu, auch wenn es schmerzhaft ist. Es wäre nichts als traurig, wenn Sie mit 45 aufwachen und merken, dass es noch immer genau so ist und Sie die Hälfte Ihres Lebens hinter sich haben. Und so wird es sein, wenn Sie jetzt nicht gehen. Und nicht, weil er Sie nicht liebt, denn davon bin ich überzeugt. Sondern, weil er seine Seele dem Teufel Drogen verkauft hat und der sie - einmal in seinen Klauen - nicht wieder hergibt.
MIt herzlichem Gruss. Ihre Kafi.