Liebe Kafi, ich habe immer wieder mal ein Problem wenn ich mit meinem Freund (39) in einem Café sitze und merke, dass er eine hübsche, meist jüngere Frau anglotzt und mich gar nicht mehr wahr nimmt. Es ist nicht so dass er 1, 2 Mal rüberschaut was ich als normal empfinde, nein er schaut andauernd, immer wieder bei jeder Gelegenheit sucht regelrecht den Augenkontakt und schaut dann meist noch hinterher wenn sie geht. Ich bin eine attraktive Frau und ernte auch viele Blicke, aber ich möchte für IHN diejenige sein! Ich frage mich warum, ob ihm was fehlt, ich gar nicht sein Typ bin oder stelle seine Liebe in Frage, zumal er mir kaum Komplimente macht... Ich habe lange nichts dazu gesagt, war einfach gekränkt – nun habe ich ihm gesagt wie das für mich ist, aber was bringt das? Wie soll ich damit in Zukunft umgehen ohne ihn einzuengen? Lisa, 39
Liebe Lisa
Was Sie mir da beschreiben, ist leider weit verbreitet. Eine furchtbare Unart ist es dennoch. Und sie hat zu 99,9%iger Sicherheit mit Ihnen rein gar nichts zu tun. Darum sollten Sie schleunigst damit aufhören, sich zu hinterfragen. Und das tun Sie, wenn Sie gedanklich dran rummachen, ob Sie vielleicht nicht sein Typ sind.
Er ist ein Rüpel, nicht Sie zu wenig attraktiv. Verlassen müssen Sie ihn deswegen nicht gleich, aber mit ihm Klartext reden unbedingt. Sie müssen ihm sagen, was dieses Verhalten bei Ihnen auslöst.
Ich bin auch der Meinung, dass Menschen, die in einer Beziehung leben, deswegen nicht Scheuklappen tragen müssen. Und ich bin selber jemand, der gerne flirtet und dem ab und an deswegen ein Strick draus gedreht wird. Aber dieses penetrante Gestarre ist nochmals eine andere Schuhnummer und das würde ich mir an Ihrer Stelle nicht bieten lassen. Zumal er sich von selber nicht ändern wird. Geben Sie ihm die Chance, indem Sie es ihm deutlich sagen, vielleicht ist er sich seines eigenen Verhaltens wirklich nicht bewusst.
Ein Gespräch kann da viel Klarheit schaffen. Und darum meine Frage an Sie: Warum warten Sie so lange und schreiben lieber mir, als ihn mit dieser Sache zu konfrontieren? Worum geht es in einer Beziehung denn eigentlich, wenn man diese Dinge nicht beim Namen nennen kann? Wie kann man zwar zusammen das Bett teilen und Körperflüssigkeiten tauschen, aber nicht über eigene Gefühle und Gedanken reden? Das macht mich ehrlich gesagt etwas sprachlos und ich staune immer wieder, wie wenig das wirklich geredet wird in Beziehungen. Elementarste Themen werden nicht angesprochen, vor lauter Angst, schlafende Hunde zu wecken oder sich zu exponieren. Später sitzt man dann bei mir im Paarcoaching und versucht, die Beziehung zu retten.
Darum rate ich Ihnen: Machen Sie endlich den Mund auf! Reden Sie! Sagen Sie ihm, was Sie fühlen und welche Fragen das bei Ihnen auslöst. Wenn das nicht hilft, spiegeln Sie sein Verhalten einfach mal und kehren den Spiess um und starren ebenfalls den Typen hinterher, als gäb's kein morgen. Das nennt man Schmerzlernen und das kann bisweilen eine sehr effiziente Methode sein.
Wenn das alles nichts bringt, müssen Sie sich ernsthaft fragen, ob Sie das weiter so leben wollen.
Mit bestem Gruss. Ihre Kafi.