Liebe Kafi. Mein Partner und ich haben uns für eine künstliche Befruchtung entschieden. Es ist unsere einzige Chance auf eine Familie. Viele Ängste kommen auf: Vertrage ich die Behandlung? Was wenn es nicht klappt? Obwohl ich mit meinem Partner wunderbar reden kann, habe ich das Bedürfnis, ein, zwei Freundinnen einzuweihen. Doch ich merke, mit wie vielen Vorurteilen das Thema belegt ist. Und weiss nicht, wer mich in dieser schwierigen Zeit unterstützen will/kann. Wem soll ich mich anvertrauen? Roberta, 32
Liebe Roberta
Sie wollen ein Kindli und Ihr Partner will auch ein Kindli. Daran ist doch nichts verkehrt. Und dass es nicht klappt, ist auch weit verbreitet. Da ist es doch nur normal, dass man weitere Möglichkeiten wie eine künstliche Befruchtung ausprobiert. Das tun sehr viele Paare, Sie wären vermutlich erstaunt, dass es mit Sicherheit auch in Ihrem Bekanntenkreis solche gibt. Versuchen Sie darum, das Thema von der Scham zu befreien. Es ist nichts, wofür man sich zu schämen bräuchte. Das ist ein Prozess, der in Ihrem Kopf stattfinden muss. Wenn Sie das geschafft haben, werden Sie mit engen Freundinnen darüber reden können.
Und reden ist in einer solchen Phase wirklich wichtig, weil vieles mit einem passiert, das einen beschäftigt und das man nicht nur mit dem Partner bereden möchte, sondern vielleicht auch mit einer anderen Frau. Manchmal hat man so eine Freundin und mit dieser eine Zuhörerin, die einem die Ängste etwas nehmen kann. Wenn man keine solche Person im Freundeskreis hat, dann kann das aber auch eine Therapeutin oder ein Coach sein. (Meine Freundin Sara Satir begleitet oft Frauen durch diesen oder ähnliche Prozesse. Sie ist selber Mutter und bei ihr ist man mit solchen Fragen sehr gut aufgehoben.)
Im Prinzip ist es nicht so wichtig, mit wem man spricht, sondern vielmehr, dass man es tut. Beim Wunsch, schwanger zu werden, werden wir mit der Tatsache konfrontiert, dass wir nicht alles steuern und kontrollieren können. Und selbst dann, wenn es geklappt hat, haben wir es nicht ganz in der Hand. Das erfüllt uns mit viel Unsicherheit und über die muss man reden können, damit sie sich auflösen kann. Vergessen Sie dennoch Ihren Partner nicht. Ich weiss, dass man gewisse Themen lieber mit einer Frau bespricht, aber Ihr Mann hat vielleicht auch Ängste und Gedanken, die er gerne mit Ihnen teilen würde.
Seien Sie herzlich umarmt. Ihre Kafi