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Liebe Kafi ! Wie wird mann glücklich geschieden? Und so nebenbei wo findet Frau in Zürich einen neuen brauchbaren Mann ? Seraina, 39

Liebe Seraina

Sie wollen in Ihrer Frage ganz explizit wissen, wie Mann glücklich geschieden wird. Da ich aber kein Mann bin und sie auch nicht, gehe ich davon aus, dass Sie wissen möchten, wie man, resp. frau glücklich geschieden wird. Oder kann es sein, dass Sie tatsächlich dermassen altruistisch veranlagt sind, dass Sie sich bei mir erkundigen, wie Sie Ihrem Mann die Scheidung möglichst angenehm gestalten können? Diese Frage wäre in einem einzigen Satz beantwortet: Verzichten Sie auf sämtlichen Unterhalt und erziehen Sie das gemeinsame Kind zum Nulltarif.

Weil ich aber heute guter Laune bin und Lust habe, etwas mehr zu schreiben, gehe ich einfach mal davon aus, dass Sie ein 'N' zuviel getippt hatten und wissen möchten, wie Sie heil aus der Sache rauskommen. Leider schreiben Sie nichts darüber, ob ein oder mehrere gemeinsame Kinder der Ehe "entsprungen" sind. Aber ich werde einfach mal so tun, als ob dem so wäre. Wenn keine da sind, umso besser, weil es die Trennung und die Scheidung massiv vereinfacht.

Nun denn. Gerne will ich Ihnen ein paar wichtige Punkte auflisten und auch erklären, warum diese in meinen Augen so bedeutend sind.

 

Was Sie brauchen:

  • einen guten Paartherapeuten, der Ihnen beiden hilft, sich anständig zu trennen. Viele Menschen sind der Meinung, dass man nur dann zu einem Paartherapeut geht, wenn man seine Beziehung kitten möchte und dass es zu spät dafür ist, wenn man sich trennen will. Ich sehe das anders. Ein Paartherapeut kann sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, seine Beziehung aufzuarbeiten und in Würde auseinander zu gehen. Darum empfehle ich jedem Paar, dass sich in Trennung oder Scheidung befindet, die Begleitung durch einen guten Therapeuten. Es ist ungemein hilfreich, einen geschützten Rahmen zu haben, in dem man Themen besprechen kann, die Zuhause am Küchentisch in die Eskalation führen würden.

 

  • einen professionellen Mediator. Selbstverständlich können Sie den "einfachen" Weg gehen und sich einen Anwalt nehmen, der dann mit dem Anwalt Ihres Mannes die Klingen kreuzt. Das tun die meisten und es scheint der klassische Weg zu sein. Aber abgesehen davon, dass zwei teure Anwälte auf Kosten Ihres Leids ihre Ferienhäuser finanzieren, hat die Scheidung im Rahmen einer Mediation noch viele andere Vorteile. Wenn Sie sich beide - anstelle zweier Anwälte - gegenübersitzen, dann begegnen sich zwei Menschen an einem Tisch, die sich einmal geliebt haben. Und nicht zwei, die dies aus beruflichen Gründen tun. Das kann bisweilen sehr schmerzhaft sein. Aber es hat den grossen Vorteil, dass man gemeinsam durch einen Prozess geht, um den man nicht herum kommt. Anwälte können für Sie verhandeln, den qualvollen Weg des Auseinanderdividierens können sie Ihnen nicht abnehmen. Wenn Sie fremde Menschen für sich streiten lassen, dann wird Ihr persönlicher Streit niemals enden können. Ausserdem hat ein guter Mediator immer das Wohl des Kindes im Auge. Und das ist meiner Meinung nach das Allerwichtigste überhaupt. Kinder sind die Opfer unserer verpfuschten Beziehungen und es darf nicht sein, dass wir unsere zerbrochenen Träume auf deren Rücken beerdigen. Sich um Geld streiten ist hässlich - sich um sein Kind streiten ist jenseits.

 

  • käufliche Loyalität (einen Coach oder Therapeuten). Sicher haben Sie viele Freunde, die Ihnen in der schwierigen Zeit der Scheidung zur Seite stehen. Das ist sehr schön und wichtig. Aber es ist leider so, dass selbst die engsten Freundschaften leiden, wenn es einer Person über längere Zeit nicht gut geht. Und darüber hinaus sind Freunde niemals neutral. Es kann kurzfristig von Vorteil sein, eine Freundin zu haben, die Ihnen das sagt, was Sie hören möchten und Sie darin bestärkt, dass Ihr Ex ein Schwein ist. Aber über kurz oder lang brauchen Sie jemanden, der Sie zielorientiert unterstützt und der nicht selber vergrämt ist von vielen gescheiterten Beziehungen. Suchen Sie sich darum einen Coach oder Therapeuten, dem Sie gegen Geld die Hucke vollweinen können und der Sie nicht genervt abwimmelt, weil Sie zum x-ten mal das selbe erzählen.

 

  • eine gesunde Portion Egoismus und viel Selbstliebe. Es hat nicht geklappt. Das ist sehr traurig und erfüllt einem mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Und nicht selten steht man vor Freunden und der Familie als Versager da und hat vielleicht auch noch Kinder, die unter der Konsequenz der Scheidung zu leiden haben. Und trotzdem besteht das Recht auf eine Trennung und auf einen Neuanfang! Kein Mensch lässt sich leichtfertig scheiden und jeder hat Anspruch darauf, wieder glücklich zu sein. Seien Sie darum lieb zu sich selber und achten Sie darauf, dass es Ihnen so gut wie möglich geht. Eine Scheidung ist ein Marathon und sehr kräftezehrend. Sie geht an die Psyche und es ist wichtig, dass Sie versuchen, nah bei sich zu bleiben. Lassen Sie wann immer möglich Ihr Fahrrad stehen und gehen Sie zu Fuss! Zügiges Gehen gleicht Ihre Hemisphäre aus und hilft Ihnen, zentriert zu bleiben. Tun Sie alles, was Ihnen gut tut! Kaufen Sie sich Yoga Videos (ich mag die von Ana Brett sehr gern) und achten Sie auf Ihre Atmung und Haltung. Ihre körperliche Haltung widerspiegelt die innere und dementsprechend können Sie die innere beeinflussen, indem Sie aufrecht bleiben. Trinken Sie ein Glas Prosecco, wenn es Ihnen gut tut und sehen Sie von kruden Ideen wie Diäten oder dem Raucherentzug ab. Sie müssen mit Ihrer Energie vernünftig haushalten und dazu gehört auch, im richtigen Moment 'Nein' zu sagen.

 

Was Sie NICHT brauchen:

  • Falsche Freunde. Wenn es etwas gibt, was Sie nicht brauchen, dann sind es falsche Freunde. Eine Trennung bringt relativ schnell ans Tageslicht, auf welche Freunde man sich verlassen kann und auf welche nicht. Viele behaupten, dass ein Wohnungsumzug denselben Effekt hat und oft geht ein solcher mit einer Trennung einher. Sagen Sie darum deutlich NEIN zu Menschen, die angeblich Ihre Freunde sind, aber eigentlich nur von Ihnen profitieren möchten. Es kann gut sein, dass das gemeinsame Haus (Ferienhaus, Boot, Gärtli, Cabriolet,...) in den Besitz Ihres Ex-mannes übergeht und darum viele Freunde seine Freundschaft Ihrer vorziehen. Sollen Sie. Und ebenso gut kann es sein, dass sich Paare in Ihrem Umfeld insgeheim über Ihr Scheitern freuen, weil Missgunst und Neid weit verbreitete Krankheiten sind und eine Trennung im Freundeskreis prima von den eigenen Beziehungsproblemen ablenkt. Und dann wird es Menschen geben, die sich von einem Tag auf den anderen von Ihnen abwenden werden, als hätten Sie eine ansteckende Krankheit. Und leider ist sogar etwas daran. Studien haben gezeigt, dass eine Scheidung im Freundeskreis die Gefahr massiv erhöht, dass die eigene Beziehung auch in die Brüche geht. Und eine frischgebackene, attraktive Singlefrau im Wohnhaus macht sich bei den Nachbarinnen auch nicht gerade beliebter.

 

  • Schmutzige Wäsche auf Facebook. Wenn man sich auf FB wohl fühlt, so sollte man auch während einer Trennung darauf bleiben. Ein Rückzug wird oftmals falsch interpretiert und es kann sein, dass man sich noch mehr vereinsamt fühlt, als man es ohnehin schon ist. Darum spricht nichts dagegen, online zu bleiben. Allerdings ist es wichtig, dass man sich an gewisse Regeln hält. Waschen Sie online keine schmutzige Wäsche und machen Sie die Trennung nicht zum Thema. Formulieren Sie keine verklausulierte Statusmeldungen. Inszenieren Sie sich nicht als Opfer und hören Sie auf, seine Statusmeldungen und Photos akribisch zu verfolgen. Es macht sicher Sinn, sich für den Moment auch auf FB voneinander zu trennen, im Wissen darum, dass man sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder anfreunden kann.

 

Bei einer Trennung kann man vieles falsch und ebenso vieles richtig machen. Sie haben es in der Hand, wie die Scheidung verläuft. Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Sie diesen Menschen einmal so fest geliebt haben, dass Sie mit ihm eine Ehe eingegangen sind. Versuchen Sie so menschlich und fair wie möglich zu bleiben. Bei einer Scheidung geht es immer um Geld und es tut weh, wenn Gefühle auf Zahlen reduziert werden. Wenn Sie gemeinsame Kinder haben, so müssen Sie auch nach der Scheidung miteinander umgehen können. Es bringt darum überhaupt nichts, wenn Sie Ihren Ex über den Tisch ziehen und das Gleiche gilt auch umgekehrt. Kinder ketten zwei Menschen für ein Leben lang aneinander und dieses Band kann keine Scheidung trennen! Gehen Sie darum möglichst behutsam mit dieser Verbindung um.

Alles Liebe und ganz viel Kraft! Ihre Kafi.

P.s. Und auf Ihre Frage, wo man in Zürich einen "neuen" brauchbaren Mann findet, kann ich nur soviel sagen: Im Volkshaus!

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