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Neulich wurde ich gefragt, was ich von der Dienstpflicht für Frauen halte.  

Oder zumindest genau so wenig, wie ich von der Dienstpflicht für Männer halte. Ich bin grundsätzlich gegen die Armee. Warum fragen Sie? Weil sie jährlich knapp 5 Mia Franken verschlingt und uns damit in einer Scheinsicherheit wiegt, dass uns nichts passieren kann. Die jüngste Geschichte zeigt uns aber sehr gut, dass der Krieg heute anders geführt wird. Selbstmordattentäter wie sie in Brüssel oder Istanbul grosses menschliches Leid anrichteten, ist mit der klassischen Armee nicht beizukommen. 

Die Schweiz ist angeblich ein neutrales Land. Ein Staat, der sich unglaublich viel darauf einbildet, zu wissen, wie der Hase läuft. Wir haben die angeblich beste Demokratie der Welt und halten uns aus Konflikten raus. Wir sind die Musterschüler im internationalen Vergleich und wenn unsere Gschpöndli zanken, dann spielen wir uns als neutrale Vermittler auf. Gleichzeitig bedienen wir die beteiligten Parteien mit Waffen und verdienen am Konflikten kräftig mit. Allein im Jahr 2015 setzte die Schweiz mit Waffenexporten 370 Millionen um. Geld, mit dem man sich im ganz grossen Stil diplomatisch engagieren und in Krisengebieten direkte Unterstützung bieten könnte. Die SVP will zum einen keine Flüchtlinge im Land haben, sondern diesen vor Ort helfen, zum anderen kämpft sie für den stetigen Abbau von Entwicklungshilfe. Für die Armee ist aber immer noch mehr Geld vorhanden, die Rüstungsindustrie ist der Stolz der Nation. Die Schweiz hat sich auf dem Rücken anderer Länder in den Wohlstand gestossen, den Preis dafür sind wir nicht bereit zu zahlen. 

Ich habe im letzten Jahr 3600 Franken an die Ärzte ohne Grenzen überwiesen und mindestens weitere 1400 Franken Privatpersonen in die Hand gedrückt, welche in Flüchtlingslager gereits sind, um zu helfen. Diese 5000 Franken sind für mich ein wahnsinnig hoher Betrag, ich musste dafür zweimal auf Ferien verzichten. Dennoch kann das Geld nichts bewirken im Verhältnis zu den 500 Franken, die ich über meine Steuern unfreiwillig für die Armee hinblättere. 

Die Armee ist für mich eine schlechte Medizin für eine Krankheit, die man nur symptomatisch bekämpfen will, anstatt den Lebenswandel anzupassen, der zur Gesundung führen würde. In den USA wird das liberale Waffengesetzt mit noch mehr polizeilicher Gewalt ausgemerzt. Was dort im kleinen geschieht, zelebrieren wir im Grossen. Wir drücken unseren Kindern Metallschaufeln in die Hand, damit diese sich im Sandkasten gegen die Plastikschaufeln der Nachbarkinder verteidigen können. 

Anstatt den Waffenhandel ganz einzustellen und uns auf unseren Schweizer Wert Neutralität zu besinnen, rüsten wir unsere Armee jährlich mehr und mehr auf. Und das ist auch folgerichtig. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Nationen die Unheil anrichten früher oder später dafür büssen müssen. 

Wenn wir nun unsere Frauen in den Wehrdienst schicken, begehen wir einmal mehr einen grossen Denkfehler. Unsere Männer verbringen in ihrem Leben mindestens 260 Tage im Militärdienst, wenn sie eine höhere Karriere als der normale Soldat anstreben, sogar bedeutend mehr. Bei der Geburt eines Kindes darf der Mann in der Regel einen Tag lang Zuhause bleiben. Gleich lang, wie wenn er umzieht. Diese Verteilung spiegelt unser Wertesystem auf eindrückliche Art und Weise wieder.

Wenn wir nun unsere Frauen in den Wehrdienst schicken, begehen wir einmal mehr einen grossen Denkfehler. Anstatt die Frauen in dieses überholte System zu zwängen würden wir besser damit anfangen die Gleichstellung er Geschlechter dahingehend zu fördern, dass wir die Väter mehr in das Familienleben integrieren. Ein Vater, der vom Moment der Geburt seines Kindes an eine enge Bindung zu diesem aufbauen kann, ist nachweislich besser sozial eingebunden. Sozial eingebundene Väter definieren sich nicht nur über berufliche Leistung. Und ein Topmanager, der sich nicht nur über die berufliche Leistung definiert muss sich auch nicht vor den erstbesten Zug werfen, sobald er an der Aktionärsversammlung einen Misserfolg kommunizieren muss. 

Schicken wir die Väter lieber in einen anständigen Vaterschaftsurlaub, anstatt die Frauen in den Wehrdienst und wir lösen Probleme auf ganz vielen Ebenen. 



 

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