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Seit einem Kurztrip nach Deutschland singen unsere Kinder ständig Helene Fischer Songs. Muss ich mir nun Sorgen machen? Markus, 47.

Lieber Markus

Atemlos, schwindelfrei, großes Kino für uns zwei? Ja, ich weiss glaubs, was Sie meinen. Dass Sie mit dieser Frage zu einem bekennenden Udo Jürgens Fan kommen, freut mich natürlich sehr.

Bis vor der Fussball WM kannte ich Helene Fischer ja nur als feuchter Traum des alleinstehenden Walthers, der in der Ukraine nach seiner Traumfrau sucht, die doch bitte ein bisschen wie die Helene Fischer aussehen sollte.

Aber seit dem Deutschen WM Sieg gibt es kein Entrinnen. Helene Fischer überall. Davon kann man ja halten, was man möchte. Aber was mir viel mehr Sorgen bereitet, ist der Mann hinter der Frau. Und wenn Sie nun nicht genau wissen, von wem ich rede, dann könnte es daran liegen, dass Sie den guten Florian Silbereisen unter seinen Mèches nicht als Mann identifizieren konnten, sondern eher als ein Streifenhörnchen. Aber Streifenhörnchen können glücklicherweise nicht singen und haben auch keine Tätowierungen und schon gar nicht von der schönen Helene mit einem blutigen Pfeil durchs Herzli. Dementsprechend, Sie wissen schon. Vielleicht wundern Sie sich, warum ich in meiner Antwort über Helene soviel vom Florian rede. Aber ich habe meine Gründe.

Bis heute habe ich ja nicht öffentlich darüber gesprochen, aber ich bin ja der tiefen Überzeugung, dass man den Florian Silbereisen aus der Retorte für den Musikantenstadl herbeigezüchtet hat. Nachdem der Volksmusik Sendung langsam die Nachfolgegeneration nach Karl Moik ausgegangen war, hat man aus dem Genmaterial von Patrick Lindner, Andy Borg und Sepp Trütsch den Florian geschaffen. (Wer genau hinschaut, sieht die Ähnlichkeit mit seinen drei Ziehvätern genau.) Aus einer ähnlichen Produktion stammt übrigens auch die wahnsinnig härzige Francine Jordi, die früher mal mit dem Tomy Rominger ge sungen hat und der nach meinem Informationsstand weder ein Tattoo noch Mèches trägt, was vermutlich schlussendlich zur Trennung geführt hat. (Aber auch das ist eher eine persönliche Spekulation, als verbrieftes Wissen. Behaften Sie mich drum bitte nicht darauf. Danke.)

Ob die Helene selbst auch in einem Labor geschaffen wurde, ist nicht gänzlich geklärt. Ihre ­teflonmässige Ausstrahlung und die Tatsache, dass sie gleizeitig lächeln und singen kann, deuten allerdings schon darauf hin. Und auch der Waschbrettbauch, den sie uns während der fürchterlich unsinnigen und nicht wirklich erfolgreichen Ice-Bucket-Challenge vor den Latz geknallt hat, wirkt auf mich als wäre er wie ein künstliches Ohr auf einer Maus gezüchtet worden. (Das müsste dann allerdings eine ziemlich grosse Maus gewesen sein, das gebe ich zu. Aber ich denke, wer aus den obigen Spendern ­einen Silbereisen hinkriegt, schafft auch eine überdimensionierte Maus, daran sollte es also nicht scheitern.)

Was sie musikalisch zustande bringt, ist bekannt. Ob das einem gefällt, hängt davon ab, ob man eher der visuelle oder eher der auditive Typ ist. Auf jeden Fall ist ihre Musik dermassen durchkonzipiert, dass man beinahe das Gefühl bekommt, ein extrem erfolgreicher Technoproduzent habe seine Hände im Spiel gehabt. Denn ähnlich wie bei Technostücken, die sich unentwegt Richtung Höhepunkt steigern, bedient sich auch die Frau Fischer dieser Technik. Und beglückt damit Menschen von jung bis alt, die sich nicht mehr (oder noch gar nie) in lauten Hallen zugedröhnt bis zum Scheitel abschwitzen und trotzdem etwas Höhenflug im grauen Alltag wollen. Aber bitte am Seil und mit doppeltem Boden und darum schwitzt auch in den Videos niemand und die Helene schon gar nicht. Die bleibt immer Kukident-rein und ihr antiseptischer Sexappeal würde noch nicht mal einen ultraorthodoxen Juden zum Wegschauen zwingen.

Und das ist auch schon das Erfolgsrezept der Helene Fischer. Sie bedient die Fantasien ganz vieler Menschen, ohne dort eine allzu quälende Impression zu hinterlassen. Selbst wer atemlos feucht auf sie träumt, erlebt nur einen trockenen Orgasmus und braucht am nächsten Tag sein Bettzeug nicht wechseln.

In diesem Sinne brauchen Sie sich von musikalischer Seite her nicht weiter sorgen, lieber Markus. Was viel bedenklicher ist, ist, dass man bei solchen Kreaturen nie genau weiss, worauf sie sonst noch programmiert worden sind. Denn wenn eine Sauberfrau wie die Fischer anfängt, Behinderte anzupöpeln, dann ist im Prinzip alles möglich. 

Mit herzlichem Gruss. Ihre Kafi.

 

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