Work ODER Life? Sollte es nicht viel eher Work UND Life heissen? Wie schafft man es, die Balance zu halten – bei den vielen Dingen, die im Leben erledigt, erlebt und erreicht werden wollen? Wie schafft man es, das Leben so auszubalancieren, dass man glücklich wird? Wie wichtig ist dabei ein glückliches Privatleben? Und wie wichtig eine erfüllende Arbeit? Wollen wir heute einfach zu viel des Guten? War glücklich sein früher einfacher? Oder sind wir so überprivilegiert, dass wir es nicht einmal mehr schaffen, glücklich zu leben?
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Wenn man das Leben mit dem Bewusstsein lebt, dass es jeden Tag zuende sein könnte, relativiert sich so einiges, woran man sonst in der Quengelzone zwicshen der Arbeitswelt und dem Privatleben zerrieben werden könnte.
Nicht selten sitzen mir Menschen in der Praxis gegenüber, die sich gefährlich nahe an einem Burnout bewegen und es wird immer schwieriger eine klare ABgrenzung zwischen den verschiedenen Welten zu leben. Die ständige Verfügbarkeit über Handys macht es einfach, seine Mails auch noch NAchts zu checken und so kommt es, dass man eher mit dem Smartphone in der Hand als dem geliebten Menschen im Arm einschläft.
Auch ich habe grosse Mühe damit, eine klare Linie zu ziehen und ich erinnere mich an frühe Jahre in der Arbeitswelt, als ich am Freitag abend etwas konsternit feststellen musste, dass es Wochenende ist und ich als einzige nichts abgemacht hatte. Andere in meinem Umfeld hatten dagegen immer von Wochenende zu Wochenende gelebt und das dazwischen war jeweils nur ein notwenidges Übel, dass den Rausch am Weekend finanzierte.
Der Bezug zu seiner Arbeit und die eigene Freude daran scheint demzufolge ein wichtiger Punkt zu sein. Damit will ich nicht sagen, dass Menschen, die ihren Job lieben vor einer Überforderung oder einem Burnout gefeit sind. Aber das Verlangen nach einem Ausgleich in der Freizeit ist viel weniger gross, wenn man auch der Arbeit positives abgewinnen kann.
Ich habe meine Leidenschaften zum Beruf gemacht und es wird nun viele geben, die mir vorwerfen, dass man in einem 0815 Job nicht so aufgehen kann, wie wenn es in einem eigenen Business möglich ist. Aber das ist eine lasche Ausrede all jener, die sich im geschützten Rahmen eines Arbeitnehmerverhältnis bewegen und sich einreden, es liege am Job, dass man nicht glücklich ist. Die Passion, die man für seine Tätigkeit hat liegt nämlich weniger in der Jobdescription, sondern viel mehr darin, was man daraus macht.
Das eigene Mindsetting ist nicht selten dafür verantwortlich, ob man an seiner Arbeit Freude hat, oder eben nicht. Das habe ich sehr oft in meinen vielen Tätigkeiten im Verkauf erlebt, die ich immer mit grosser Freude und Leidenschaft betrieben habe. Der Kontakt zu "meinen" Kunden war für mich immer eine grosse Ressource und darum war ich abends nicht im gleichen Masse auf dem Zahnfleisch, wie meine Gschpändli, welche die Kundschaft als notwenides Übel betrachtet haben.
Es ist mir bewusst, dass ich mich mit diesen Aussagen eher in der Thematik der eigenen ARbeitsmoral befinde, aber meine eigene Erfahrung hat gezeigt, dass die Balance zwischen Beruf und Privatleben eine weniger grosse Rolle spielt, wenn die Arbeit eine bereichernde Wirkung hat.
Ich weiss, dass man heute sehr viel Wert auf ausgleichende Tätigkeiten und Hobbys in der Freizeit legt, um eine gesunde Balance zu erreichen. Aber ich empfehle das genaue Gegenteil. Als Mensch ohne jegliche Hobbys war es für mich persönlich immer wichtiger, dass ich tagsüber eine interessante Aufgabe habe, die mir Freude bereitet, als dass ich über die Mittagspause ins Fitness renne und abends immer eine Flasche Rotwein trinken muss, um Abstand zum Alltag zu gewinnen.
Es ist jedem selbst überlassen, ob er sein Glück im Job oder in der Freizeit suchen will. Ich habe meins immer in der Arbeit gesucht, weil mir von Anfang an bewusst war, dass ich mehr Zeit des Tages dort verbringen würde, als in den knappen Stunden nach Feierabend und am Wochenende.